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Muzicant sorgt sich um Speras Museum

08.09.2010 | 18:58 |  (Die Presse)

Ariel Muzicant schlägt vor, das Jüdische Museum neu errichten zu lassen. Der jetzige Standort des Jüdischen Museums in der Dorotheergasse solle verkauft und ein Neubau am Morzinplatz errichtet werden.

Danielle Spera ist seit kurzer Zeit Direktorin des Jüdischen Museums der Stadt Wien. Sie will, dass das Haus in der Dorotheergasse bekannter wird und mehr im Bewusstsein der Wiener verankert ist. Bei Ariel Muzicant, dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, der sich in den vergangenen Jahren selten bis nie zum Museum im Palais Eskeles äußerte, scheint ihr das gelungen zu sein. In einem überraschenden Interview mit der Austria Presse Agentur legt sich Muzicant nun für einen Neubau des Jüdischen Museums ins Zeug. (Zudem spricht er sich für den Bau von Moscheen in Österreich aus, meint aber, sie sollten in Zeiten von Handy und SMS auch ohne Minarette auskommen können.)

Der jetzige Standort des Jüdischen Museums in der Dorotheergasse solle verkauft und um dasselbe Geld ein Neubau am Morzinplatz errichtet werden. (Dort stand in der NS-Zeit das Gestapo-Hauptquartier, in dem Gefangene gefoltert und getötet wurden, woran ein Gedenkstein neben einer Tankstelle erinnert.) Im neuen Haus am Donaukanal könnten auch das große IKG-Archiv und das Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) untergebracht werden. Muzicant sieht nun die neue Direktorin Spera und den zukünftigen Kulturstadtrat „am Ball“, wie die Austria Presse Agentur schreibt. Über Speras bisheriges Haus sagt er wörtlich: „Ich finde, dass man dieses Haus für ein Jüdisches Museum vergewaltigt hat. Wir haben die zweitgrößte jüdische Sammlung in ganz Europa und haben überhaupt keinen Platz, sie darzustellen.“

 

Auch Kos liebäugelt mit Morzinplatz

Wien könnte das attraktivste jüdische Museum Europas bekommen und tausende zusätzliche Besucher anlocken, so Muzicant. Und ebenfalls in Richtung der neuen Direktorin und bisherigen Journalistin Spera: „Man muss ihr eine Chance geben, neu zu beginnen.“

Der Vorschlag kommt nicht nur für Spera überraschend: Auch Wolfgang Kos, Direktor des Wien-Museums, hat ein Auge auf den Morzinplatz geworfen. Er kann sich vorstellen, dort den Neubau seines künftigen, deutlich größeren Museums – ebenfalls im Besitz der Stadt – zu realisieren. Allerdings: Im ersten Bezirk sind zahlreiche Anrainer dagegen. Außerdem ist ein Bau aufgrund einer bestehenden Tiefgarage dem Vernehmen nach mehr als schwierig. no


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