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Sechs Idyllen, die keine sind

Mobilien ist ein altmodisches Wort für Hausrat. Zur Kunst mutierte "Mobilien Movables" zeigt die Galerie im Taxispalais in ihrer neuen Ausstellung.

INNSBRUCK (TT). Sechs Künstler aus den USA, Deutschland, Russland und dem Kosovo hat Taxisgalerie-Leiterin Silvia Eiblmayr für die Schau eingeladen. Sie alle transformieren - jeder auf eine ganz andere, durch seine persönliche Geschichte geprägte Weise - Mobilien zu skulpturalen Objekten voller Symbolik.

So stellt etwa der Kosovare Erzèn Shkololli ein Bett in den von ihm bespielten Raum. Es handelt sich dabei um ein nach traditionellen Mustern zelebriertes Totenbett für einen jungen Verstorbenen. Dies zeigt sich in der Pracht seiner Gestaltung, korres-
pondierend zum großen Verlust, den der Tod eines jungen Menschen darstellt. Shkololli widmet das Bett seinen zahllosen Gleichaltrigen, die im Kosovo-Krieg ihr Leben lassen mussten.

Um den Verlust von Traditionen geht es in den "Membranes" von Olga Chernysheva. Die junge Moskauerin hat auf Märkten ihrer Heimat zum Verkauf angebotene alte Teppiche fotografiert. Viele Familien müssen sich wegen ihrer schwierigen wirtschaftlichen Lage, aber auch wegen des veränderten Lebensstils von ihrem von Generation zu Generation weitergegebenen "Familiensilber" trennen.

Einen noblen Salon eines Grundherrn in den amerikanischen Südstaaten des 19. Jahrhunderts hat die Afro-Amerikanerin Renée Green in der Taxisgalerie eingerichtet. Die Idylle "gestört" wird durch das Muster von Möbelstoff wie Tapete: Denn dargestellt sind hier grausame historische Szenen aus dem haitianischen Sklavenaufstand von 1804.

Viel Ironie spricht dagegen aus der Installation des Amerikaners Jimmie Durham. Er hat ein ganz normales Büro - vom Papierkorb über die Pflanze bis zum Computer - einzementiert.

Sieben mit Altkleidern gefüllte große schwarze Reisetaschen transformiert Tamara Grcic zur symbolträchtigen Skulptur. "Modern Suite" ist schließlich der Titel des Videos von Seth Price. Um Geräte für Kinderspielplätze geht es hier, die der in New York lebende Israeli als nostalgische bis bedrohliche Fantasien Erwachsener entlarvt.

2004-04-01 17:41:02