Der Umbau des Jüdischen Museums Wien hat begonnen
– er wird bis Ende Juni dauern
Direkter Fokus auf Besucher
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Museumsdirektorin Danielle Spera will künftig auch das jüdische
Gemeindeleben ergänzen. Foto: jmw
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Von Alexia Weiss
![Aufzählung Aufzählung](00091827-Dateien/wzfeld.gif)
Das 1895
gegründete Jüdische Museum in Wien war das erste weltweit.
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Für den Umbau gibt es 2,5 Millionen Euro.
Wien.
Die Stemmarbeiten im Eingangsbereich haben begonnen, der
Ausstellungsbetrieb macht Pause: In das Palais Eskeles, seit 15 Jahren
Heimat des Jüdischen Museums Wien in der Dorotheergasse, sind die
Handwerker eingezogen.
Das Haus wurde zwar Mitte der 90er Jahre für den Museumsbetrieb
adaptiert, die Technik habe aber 40 Jahre auf dem Buckel – und sei damit
auch aus Sicherheitsgründen zu erneuern, betonte die neue
Museumsdirektorin Danielle Spera am Mittwoch. Durch die Sanierung
sollten sich die Besucher künftig räumlich wie inhaltlich besser
zurechtfinden. Das Budget dafür beträgt 2,5 Millionen Euro, aufgebracht
von Stadt Wien und Wien Holding, welche das Museum betreibt.
Vordergründig wird bis Ende Juni, wenn das Museum wieder geöffnet
ist, vor allem der neu gestaltete Eingangsbereich ins Auge stechen:
Künftig soll es von außen ein deutlich erkennbares Hauptentrée geben und
ein klares Leitsystem ins Innere des Hauses führen. Die
Dauerausstellung soll direkter und exemplarischer als bisher über das
Judentum erzählen.
Die Sammlung Berger verbleibt im Erdgeschoß, soll aber Ausgangspunkt
werden, um anhand dieser Familie jene Aspekte österreichischer
Nachkriegsgeschichte darzustellen, die für die jüdische Gemeinde
relevant waren oder sind, etwa die Ära Kreisky, die Waldheim-Affäre, das
ganze Thema Restitution. Max Berger, 1924 in Polen geboren und einziger
Holocaust-Überlebender seiner Familie, lebte ab Anfang der 50er Jahre
in Wien und sammelte Judaika. Nach seinem Tod 1988 wurden an die 10.000
Objekte von der Stadt Wien für das bereits geplante Jüdische Museum
erworben. 2010 verstarb auch seine Frau Trude und hinterließ dem Museum
mehr als 3000 weitere Objekte
Ein Museum mit Geschichte
Die Geschichte des jüdischen Wien wird künftig in Form einer
interaktiven Computer-Station erzählt. Das Veranstaltungszentrum
übersiedelt vom Erdgeschoß in den zweiten Stock und bietet damit mehr
Platz für Besucher. Wegen des großen Interesses an Veranstaltungen sei
das Auditorium zu klein, so Spera. Sie sieht hier einen Anknüpfungspunkt
zur jüdischen Gemeinde in Wien. Das Museum ist an sich eine Einrichtung
der Stadt, nicht der Kultusgemeinde. Spera will neben der Vermittlung
der Inhalte an ein nicht-jüdisches Publikum über die Veranstaltungen
auch das jüdische Gemeindeleben ergänzen.
Damit knüpft sie an die ursprüngliche Intention des Museums an, das
1895 als weltweit erstes Jüdisches Museum von einem Verein gegründet
wurde. In jener Zeit wurden allerorten Heimatkundemuseen eröffnet, die
Volkskunde kam in Mode. Die Gründer, meist im 19. Jahrhundert nach Wien
zugewandert, hatten das Bedürfnis, Objekte auszustellen, die oft aus dem
Osten kamen und Zeugnis eines lebendigen Judentums waren, erzählt die
Chefkuratorin des Museums, Felicitas Heimann-Jelinek, der "Wiener
Zeitung". Gleichzeitig wurde mit der Darstellung dessen, was Juden in
Wien geschaffen hatten, auch versucht, gegen den stärker werdenden
Antisemitismus anzukämpfen. "Das Museum hatte damals also nach innen
identitätsstiftenden, nach außen apologetischen Charakter", so die
Chefkuratorin.
Untergebracht war das Museum an verschiedenen Orten im ersten und
zweiten Bezirk. Der letzte Standort vor der Schließung durch die
Nationalsozialisten 1938 befand sich in der Malzgasse. Unterstützung
durch die öffentliche Hand hatte es bis dahin keine gegeben. Von 1964
bis 1967 wurden Objekte des Museums im Desider-Friedmann-Hof erneut
ausgestellt, aber öffentlich kaum wahrgenommen. 1986 kündigte der
damalige Bürgermeister Helmut Zilk die Wiedereröffnung an, die 1988
offiziell stattfand. 1996 zog es in das zuvor vom Dorotheum genutzte
Palais Eskeles ein. Seit Ende der 80er Jahre kamen 1,2 Millionen
Besucher.
Während des Umbaus verlagert das Museum seine Aktivitäten vor allem
auf den Judenplatz. Großgeschrieben wird auch die Vermittlungsarbeit:
Deren Leiterin Hannah Landsmann und ihr Team gehen bis zum Sommer mit
verschiedensten Programmen an die Schulen. Seit Mittwoch hat das Museum
zudem einen dritten Standort: das Internet. Ein Re launch bringt
interaktive Elemente und möchte mit den Besuchern in Kontakt treten.
Website
Printausgabe vom Donnerstag, 13.
Jänner 2011
Online seit: Mittwoch, 12. Jänner 2011 19:18:00