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derStandard.at | derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
24. September 2008
13:56 MESZ


Link: Schoenberg.at

 
Nordische Moderne im Schönberg-Center
Ausstellung "Strindberg, Schönberg, Munch" mit hochwertige Leihgaben

Wien - In ihrem vielfältigen Werk waren alle drei Erfinder einer neuen Sprache, um das Unaussprechliche zu sagen: August Strindberg, Arnold Schönberg und Edvard Munch fanden in Musik, Literatur und bildender Kunst zu einem ungekannten Ausdruck zwischen tiefster Abgründigkeit und herrlichem Überschwang.

Das Wiener Schönberg-Center zeigt ab Donnerstag eine ehrgeizige Ausstellung, in der vor allem das malerische Werk der drei Avantgardisten zueinander in Beziehung gestellt wird. 80 Gemälde und große Grafiken und noch einmal so viele Manuskripte drängen sich dicht in den thematisch geordneten Räumen. "Eine Kammerausstellung", nannte sie Direktor Christian Meyer bei der heutigen Presseführung. "Eine Schatzkammer."

Wien-Bezüge

Strindberg und Munch waren Freunde - und hatten ihre Streitphasen, in der etwa Munchs eindringliches Strindberg-Porträt entstand - der jüngere Schönberg und sein Wiener Kreis standen unter dem Einfluss von beiden. So war Strindberg ein von Karl Kraus gern geladener Autor der "Fackel", nach seinem Tod sollte keine fremde Feder mehr darin erscheinen. Und auch die Beziehungen zu Munch treten beim Vergleich etwa von dessen "Vampir" und Schönbergs Bühnenbild zur "Glücklichen Hand" deutlich hervor. Das Motiv der Lebenskraft entziehenden Frau kehrt fast als Zitat wieder.

Doch es ist "nicht einfach eine weitere Wien um 1900 - Schau", wie Meyer betonte. Sie stellt nicht Schönbergs Bildwerk in den Rahmen seiner Inspirationsquellen, sondern macht diese selbst zum Zentrum. Hochwertige Leihgaben machen es möglich. Erstmals sind jene Werke Strindbergs in Österreich zu sehen, die in Österreich entstanden sind - und heute zu seinen berühmtesten Bildern gehören. Das strahlende "Wunderland" aus dem schwedischen Nationalmuseum etwa, das Strindberg im Jahr 1894 fast in Trance in Oberösterreich gemalt hat, oder die weißflutende "Überschwemmung an der Donau" aus dem selben Jahr.

Auch Edvard Munch gibt es hier ganz neu kennenzulernen. "Wir haben ein sehr fröhliches Bild von ihm", erinnerte Meyer an die Albertina-Ausstellung aus 2003. "Doch er war ein vom Schicksal Getriebener, der harte Schläge einstecken musste". Statt dem "herrlichen Munch" ist es hier der abgründige, der todeserfahrene, der das "Elementargefühl der Angst" seinen Werken als Triebfeder zugrunde legte. Der Tod seiner Schwester Sophie - im "Todeskampf" verewigt - zeigt ihr Sterbebett als Grab und als klaffende, blutende Wunde. Ganz ähnlich stellte Schönberg das "Begräbnis von Gustav Mahler" dar. So unterschiedlich in ihrer Stilistik, so verwandt ihre Gesichter: Von Tränen überflutet, von Angst zerfurcht.

Es ist eine Ausstellung für Feinschmecker. In Briefen und Notizen offenbart sich der Kosmos der biografischen Entstehungsgeschichten, in Details zwischen den Fassungen, den Opern und Dramen, den Kompositionen und den Skizzen steckt eine Fülle von kleinen Aha-Erlebnissen. Wie Strindbergs Gesicht, das er, der nur Landschaften malte, einem Felsbrocken einschrieb. Oder wie das Märchen von Alpha und Omega, dass sich Munch auf ärztliche Anweisung zur Genesung nach einem Nervenzusammenbruch erdachte und erzeichnete. "Ich hörte ein großes Geschrei durch die Natur", sagt Alpha da, bevor er zum Mörder an seiner Geliebten wird. Es ist jener Satz, der sich bei seinem berühmten "Schrei" wiederfindet. (APA)

 

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