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derStandard.at | Kultur | Kultur & Politik 
08. August 2007
17:56 MESZ
Foto: STANDARD /Hendrich
Neuer Chef der Kultursektion: Michael Franz

Kultursektionschef: "Wir sind keine Racheengel!"
Michael Franz verzichtet auf eine Abrechnung mit Wilfried Seipel, Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums

Wien – Letztes Jahr noch hatte die damalige Kulturministerin Elisabeth Gehrer (VP) ihre Hände schützend über Wilfried Seipel, Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums, halten können: Weil er mit der Basisabgeltung von 20,2 Millionen Euro kein Auslangen fand, genehmigte sie (zum Unmut anderer Museumsdirektoren) eine Nachbedeckung von 2,3 Millionen Euro. Eine solche Rettungsaktion wird es heuer unter Gehrers Nachfolgerin Claudia Schmied (SP) nicht geben: Das Ministerium verweigerte bisher die Zustimmung zu Seipels Budgetplänen. Denn nach genauem Zahlenstudium ergab sich eine Finanzierungslücke von 1,8 Millionen Euro. Wie diese geschlossen wird, ist weiterhin ungeklärt.

Mit Seipel "kurzen Prozess" machen will Schmied aber nicht. Und Michael Franz, der neue Leiter der Kultursektion, hält auch nichts von einem U-Ausschuss, den die SP einst, nach der Veröffentlichung des desaströsen Rechnungshofberichts, gefordert hatte: "Wir sind keine Racheengel, sondern Kulturpolitiker", stellt der Wirtschaftsexperte, geboren 1952 in Wien, im Gespräch mit dem STANDARD fest.

Er sieht daher die Fehler in der Vergangenheit ("Die Budgets wurden im KHM zu optimistisch erstellt") als Potenzial für Verbesserungen. Dass Seipel dem Ministerium wichtige Informationen vorenthalten könnte (was früher trotz Urgenzen immer wieder vorkam), schließt er aus: "Mit mir nicht!" Franz ist überzeugt, dass im KHM ab nun die Spielregeln eingehalten würden. Denn mit Paul Frey, dem neuen kaufmännischen Direktor, lasse sich sehr gut zusammenarbeiten.

Als erste größere Aufgabe wartet auf Franz die Verteilung der zusätzlichen sechs Millionen Euro für die Bundesmuseen 2008. Das Ergebnis soll Ende August bekannt gegeben werden. Franz deutet lediglich an, dass das Belvedere, mit 4,4 Millionen Euro bisher krass unterdotiert, definitiv mehr Geld benötigt (Direktorin Agnes Husslein meldet für 2008 einen Mehrbedarf von drei Millionen Euro an).

Im Anschluss soll die seit Jahren geforderte Neustrukturierung der Bundesmuseen (Aufgaben, Sammlungszuordnung, Strategien) diskutiert werden: Im September möchte Schmied die von ihr bestellten Experten bekannt geben. Mit einer künftigen Struktur rechnet Michael Franz zu Jahresende. Und erst danach will er sich mit Personalfragen – die Verträge von Seipel, Peter Noever (MAK) und Klaus A. Schröder (Albertina) laufen 2009 aus – beschäftigen. (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.8.2007)


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