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Ein Verhältnis muss sein

Das Ehepaar Ulla und Heiner Pietzsch hat seit Jahrzehnten eine beachtliche Kunstsammlung aufgebaut. "Verrückte Liebe - Von Dalí bis Francis Bacon" ist derzeit im BA-CA-Kunstforum in Wien zu sehen.

VON MAGDALENA MIEDL

In dynamische Splitter zerlegte Figuren in grellen Farben, ein überwältigend großes Format: 120 mal 160 cm. Kann ein derart kraftvoll aufregendes Bild in einem Privathaus hängen? Es kann. André Massons "Massaker" (1931) ist das Lieblingsbild der deutschen Sammlerin Ulla Pietzsch.

Sie und ihr Mann Heiner Pietzsch sammeln seit Jahrzehnten: Er drängte immer mehr zu den amerikanischen abstrakten Expressionisten, während sie den europäischen Surrealismus und seine direkten Nachfolger bevorzugte. Anhand der Sammlung lässt sich die Entwicklung des Surrealismus verfolgen, von den zwanziger Jahren bis in die Gegenwart. Surreale Kunst verspricht der Untertitel der Ausstellung: Wer Dalís rinnende Uhren und Max Ernsts märchenhafte Frauendarstellungen mag, wird fündig werden. Ein großer Schwerpunkt liegt auf dem Werk von Max Ernst: archaische Skulpturen, Frottagen, gegenständliche und abstrakte Formen.

Die Sammlung ist auf Reisen

René Magritte, Pablo Picasso, Jackson Pollock, Alexander Calder, Frida Kahlo - große und ganz große Namen des 20. Jahrhunderts, doch sind oft die weniger bekannten, frühen Arbeiten spannender. Die Ausstellung bringt die Künstler in einen Zusammenhang, in dem sie vielleicht noch nicht gesehen wurden. In einem Raum Collagen von Joan Miró, eine von Duane Hansons hyperrealistischen Figuren - und das Ergebnis eines bei den Surrealisten beliebten Gesellschaftsspiels: Auf einem Papier wird eine Zeichnung begonnen, der Zeichner knickt das Blatt um, der Nächste zeichnet weiter. Für André Breton war dies ein unfehlbares Mittel, das kritische Denken auszuschalten, etwa wie bei der écriture automatique - dem Zufall bei der Entstehung des Bildes Raum zu schaffen.

Die Sammlung Pietzsch ist viel auf Reisen. "Das tut den Bildern natürlich nicht gut", sagt Heiner Pietzsch, "doch wir sagen: Die Kunst gehört nicht dem, der sie besitzt, sondern allen." Ulla Pietzsch sammelt bevorzugt Arbeiten von Künstlerinnen, ihr Mann Heiner hat einen anderen Schwerpunkt: "Mich interessieren Frauen als Künstler nur, wenn sie ein Verhältnis mit Max Ernst hatten!"

Info: Bis 18. Juni im BA-CA Kunstforum, www.ba-ca-kunstforum.at

Teil der Ausstellung "Verrückte Liebe": "Spannung" von Dorothea Tanning aus 1942. Foto: VBK Wien


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