12.08.2003 19:31
Titandach aus Aluminium
Auch zur
Eröffnung der spektakulären Dürer-Ausstellung am 5. September wird es kein
weithin sichtbares Wahrzeichen von Hans Hollein für die Albertina geben - Foto
Die Oberfläche des Flugdachs wird nicht, wie angekündigt, aus
Titan sein. Sondern aus Alu.
Wien - Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina, wünschte sich
für sein Museum, das im März dieses Jahres wiedereröffnet wurde, ein
"Wahrzeichen, das dem Ort und der Situierung Rechnung trägt". Er lobte daher
einen geladenen Wettbewerb aus, den Hans Hollein im April 2001 für sich
entschied: Der Stararchitekt schlug unter anderem vor, auf der Augustinerbastei
ein 64 Meter langes, weit auskragendes und wie ein Pfeil zusammenlaufendes Dach
zu errichten. Dieses werde, meinte Hollein, "ein Strich in der Stadtlandschaft"
sein - aus Titan gefertigt: "Hundert Jahre Garantie. Und von der Technologie her
21. Jahrhundert." Fortan sprach man nur mehr vom "Titan-Flugdach".
Doch
solch eine flache Flunder mit einer Spannweite von 18 Metern aus diesem
Edelmetall herzustellen, erwies sich anfangs als problematisch, schließlich als
unmöglich: Zuletzt scheiterten russische Weltraumtechniker an der Umsetzung der
kühnen Pläne.
Selbst der um ein halbes Jahr verschobene
Fertigstellungstermin (August) ließ sich nicht halten: Das "Titan-Flugdach" soll
nun erst ab der dritten Oktoberwoche montiert werden. Und zwar von Waagner-Biró.
Allerdings wird die Konstruktion nicht mit einer Oberfläche aus Titan überzogen
sein. Sondern aus eloxiertem Aluminium. Die Wirkung sei aber die gleiche,
beteuert Direktor Schröder: Maximal 45 Zentimeter dick, werde das Dach neben dem
Reiterstandbild des Erzherzogs Albrecht wie ein Messer erscheinen.
Die
Kosten für diese "Landmark" samt der Aufstiegshilfe (Lift und Rolltreppe vom
Albertinaplatz zur Augustinerbastei) schätzte Hollein 2001 auf 1,26 Millionen
Euro. Gerüchteweise soll es zu einer Kostenexplosion gekommen sein. Doch
Schröder nennt keine Zahlen. Er wisse sie auch nicht: "Die Rechnungen gehen
direkt an die Sponsoren Hanno und Erwin Soravia."
Der Direktor hat sich
dafür mit "exorbitant hohen Versicherungsprämien" herumzuschlagen: In der
Dürer-Retrospektive (Eröffnung am 5. September) werden 200 Werke, davon 140 aus
eigenem Bestand, zu sehen sein. Allein die vier wertvollsten Leihgaben (u. a.
das Selbstbildnis aus dem Prado) haben einen Wert von 300 Millionen Euro.
(Thomas Trenkler/DER STANDARD; Printausgabe, 13.08.2003)