Porträt der SchauspielerinSibylle Binder (um 1935) von Trude Fleischmann.
Wien - Es war die Kostümlosigkeit ihres Modells, der Tänzerin Claire Bauroff, die den Fotografien Trude Fleischmanns große Verbreitung bescherten. Berühmtheit brachten diese Nacktfotos, die in der Vitrine des Admiralspalastes in der Berliner Friedrichstraße Bauroffs Auftritt bewarben, auch der Tänzerin. „Ein Wunder ist vollbracht. Gelobt sei die Polizei", frohlockte mit spöttischem Unterton der Journalist Max Ermer, ein Bewunderer der mit einem „schlank-schönen, praxitelischen Körper" Gesegneten. Die Fotos wurden wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit entfernt.
Kostümlos waren aber nicht nur diese „Skandalfotos" der 1920er- Jahre (die man für das Plakat der Ausstellung im Wien Museum gerne wieder hernahm), sondern auch die Porträts der 1895 in Wien geborenen Kaufmannstochter: Schmucklos, ohne Accessoires oder dekorative Effekte des Piktorialismus, inszenierte Trude Fleischmann die Konterfeis.
Ihr Praktikum im berühmten Atelier d‘Ora war kurz. Als die gestrenge Chefin, Dora Kallmus, sie kritisierte, zu langsam zu arbeiten, ging Fleischmann. Und setzte ihr Praktikum bei Hermann Schieberth fort. Dort bekam sie Peter Altenberg und Adolf Loos vor die Linse: Weil der Chef verreist und die Kolleginnen allesamt zu schüchtern waren, musste sich die Jüngste des dringlichen Auftrages annehmen. Ihre unkomplizierte und unkonventionelle Art verschaffte ihr, die bereits mit 25 Jahren ein eigenes Atelier führte, auch später im Exil die besten Fotos. Sie klopfte an die Türen der Prominenten: "Ich bin hier, um ein Foto von ihnen zu machen". Spontanüberfalle, die ihr auch zu einem Porträt Albert Einsteins verhalfen.
Mit ihren Porträts der gutbürgerlichen Gesellschaft, von Künstlern wie Wilhelm Furtwänger oder Alban Berg beginnt auch die Ausstellung. Sie rückt Fleischmanns Wiener Jahre in den Fokus, zeigt aber auch Beispiele aus den Exiljahren. Um sehr natürlich wirkende Ergebnisse zu erhalten, wandte Fleischmann manchmal auch einen Trick an und drückte einen klickenden Knopf am Fotoapparat. Daraufhin entspannten sich die zu Porträtierenden in der Annahme, es sei vorbei und Fleischmann drückte tatsächlich den Auslöser.
Geglückt ist der kurze Abriss anderer selbstständiger Fotografinnen im Wien der 1920er-Jahre, wie Grete Kolliner, Pepa Feldscharek oder Hella Katz. Einige inszenierten ihre Modelle aus Alltag und Theater noch sehr ornamental und statisch.
Diese anfangs hergestellten Kontexte fehlen der Ausstellung an anderer Stelle. Denn solche Vergleiche hätten den berühmten Fotos von Claire Bauroff auch gut gestanden. Denn Fleischmann war alles andere als eine Protagonistin eines „Erotik-Booms", wie der Saaltext formuliert. Sie begriff die Aktaufnahmen, die ohne narrativen Kontext und im Gegensatz zu den voyeuristischen Gebrauchsfotos auch ohne kokettierenden Blickkontakt mit dem Betrachter auskamen, Ausdruckskunst. Die Aktfotografie jener Tage zeigte ein von Lebensreform, neuer Nacktkultur und Tanz hervorgerufenes naturverbundenes, sportliches Frauenbild, der mehr die Schönheit des Körpers als die Konstruktion eines erotischen Moments im Blick hatten.
Die Ausstellung vermittelt allzusehr den Eindruck, Fleischmanns Fotos wären solitär gewesen. Das Genre Aktfotos und seine Entwicklung hätte - zumindest stichprobenartig - präsentiert werden können. Interessant wären zeitgleiche Aufnahmen von Gerhard Riebicke gewesen, der Ideale des Sports und Nudismus in der Natur, dem Gegenpol zur Verderbtheit der Stadt, beschwor. Denkbar auch Beispiele des Prager Piktorialisten František Drtikol, der erst später begann, die Akte quasi als Formmaterial in abstrakte Kompositionen einzubinden, oder von Emeric Feher oder Laure Albin Guillot von 1925. Ganz definitiv fehlt ein Hinweis auf Rudolf Koppitz' ebenfalls in diesem Jahre entstandenen, berühmten Bewegungsstudien, die er mit der Tanzgruppe von Claudia Issatschenko machte und die eine nackte Tänzerin vor drei dunkel gewandeten, geradezu dämonisch wirkenden Tänzerinnen zeigt.
In einem kurzen Tondokument von 1986 zeigt sich die Fotografin glücklich, dass man sie in New York der Vogue empfahl: Es „machte Eindruck auf die Vogue", dass sie auf die Straße ging und in der Stadt passende Hintergründe für die Modeaufnahmen suchte - 1941 im Fashion-Bereich noch unüblich. Welchen Eindruck diese Aufnahmen für "Glamour" oder "Vogue" auf Ausstellungsbesucher gemacht hätten, bleibt jedoch offen. Einige Originalhefte jener Zeit zu organisieren, wäre nicht nur wünschenswert, sondern sicher - zumindest als Faksimile - machbar gewesen; eine liegengelassene Chance. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD - Printausgabe/Langfassung, 23. Februar 2011)
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