Wanderer durch die Stile
Walter Brendel. Die Galerie der Stadt Salzburg im Museumspavillon widmet dem 85-jährigen Künstler Walter Brendel eine Retrospektive.
Gudrun weinzierl Salzburg (SN). Bildkompositionen, deren Farbigkeit von Licht durchdrungen sind und die trotz ihrer Buntheit zart und transparent wirken, sind ein Merkmal für das Werk Walter Brendels. Dem 85-jährigen Künstler, der seit 35 Jahren im Salzburger Künstlerhaus sein Atelier besitzt, ist im Museumspavillon der städtischen Galerie bis 23. Jänner eine Ausstellung gewidmet.
Sie zeigt, dass der gebürtige Ludwigshafener Brendel Strömungen und Tendenzen der Kunst nicht nur aufgriff, sondern sie mitprägte und teils vorwegnahm. In seinen frühen Bildern sind das Informel, der Tachismus, die Technik der Collage, ein wenig die Pop Art, der Lettrismus, also das skripturale Malen zu finden. 1948 malte er, von der Landschaftsmalerei kommend, sein erstes abstrahiertes Bild, zehn Jahre später entstand seine erste Materialcollage, ab 1960 prägten die skripturalen Arbeiten sein Werk. Schrift – Worte und Schriftzeichen, Buchstaben, Zahlen, teils mit der Tube direkt auf die Bildfläche geschrieben – wurde zu Brendels „Markenzeichen“. Zeichen und Kürzel wurden auf ihre grafische Qualität hin untersucht, verschmolzen zu neuen Formen, wild und expressiv. Andere Male ging er analytisch vor, zerschnitt seine „Skripturen“, wählte Teile davon aus, fügte sie seriell wieder zusammen und nannte dies „Skripturaler Sektionismus“.
Viel später erst, in Bildern wie „Irgendwann irgendwo ein R“, „Es ist da – es war da“ oder „Es gibt mehr Zeit als Leben“ Ende der 80er Jahre, tritt eine seltsame „biografische“ Spannung auf, zwischen den in altertümlicher Schrift gemalten, nunmehr gut lesbaren Worten und der sie umgebenden „modernen“ Malerei: Brendel schreibt in der Schrift seiner Jugendzeit, der Sütterlinschrift, und malt, was ihm die Gegenwart eingibt.
Brendel ist trotz seines lebenslangen Experimentierens ein sinnlicher Maler. Brendel ist auch ein Ästhet, und selbst wenn er aus Malutensilien wie leeren Farbtuben und von Farbe verklebten, ausgedienten Pinseln seine Bilder komponiert, drücken diese Arbeiten einen Willen zum Schönen aus. Malwerkzeuge und sein Nachdenken über die persönlichen Bedingungen der eigenen Arbeit, die Grenzen der eigenen Malerei sind ein Leitmotiv für die über 60 Jahre andauernde Malerkarriere von Walter Brendel. Noch heute ist er stolz auf seine Materialbilder „Pracht der leeren Tuben“, ein Thema, das er nicht nur mehrmals ausführte, sondern, wie er sagt, „anhand von Katalogen nachweislich als Erster, noch vor dem Franzosen Arman, der dafür einen Preis erhielt, aufgegriffen hat“. Arman hatte in seinen „inclusions“ Farbtuben in Plexiglas eingegossen.