CLEMENS PANAGLSALZBURG (SN). "Island hat eine unglaublich kurze Kunstgeschichte", sagt Birgir Snaebjörn Birgisson. "Die ersten Ausstellungen gab es hier erst um 1900. Aber diese Abgeschiedenheit des Landes gibt uns zeitgenössischen Künstlern auch viel Freiheit. Es gibt keine große Tradition, die eine Bürde sein könnte. Wir können uns unsere Einflüsse ganz frei wählen."

Birgir Birgisson ist einer von sieben isländischen Künstlern, deren Werke ab heute, Freitag, in der Ausstellung "Island hier und jetzt" im Salzburger Hangar-7 zu sehen sind (bis 11. November). Zum achten Mal hat Kuratorin Lioba Reddeker für die Hangar-Kunstschiene "HangART-7" einen Länderschwerpunkt gestaltet. Wie immer geht es um figurative Malerei, wie immer auch um "emerging artists", die noch vor einem Durchbruch stehen.

Im Gegensatz zu früheren Ausstellungen der Reihe - etwa mit junger Kunst aus New York - dürfte die Auswahl diesmal weniger schwer gefallen sein: Ganz Island zählt rund 311.000 Einwohner.

Was bei der Auswahl auffällt: Einige Künstler verfolgen über lange Zeiträume dasselbe Konzept. Seit vierzehn Jahren malt Thorri Hringsson etwa Bilder von unrealistisch appetitlichen Speisen, wie sie in Kochbüchern abgebildet sind. Die Diskrepanz zwischen solchen überidealisierten Darstellungen und der isländischen Gourmet-Realität findet der nebenberufliche Restaurantkritiker ebenso tragisch wie lustig. Als Kritik am US-amerikanisierten Lebens- und Konsumstil in Island überzieht Gudmundur Thoroddsen Landschaften und Lebewesen mit bunten Eiscreme-Farben.

Und Birgir Birgisson ist von einem Aufenthalt in London mit einer bleibenden Obsession zurückgekehrt: Im Radio hörte er einen Politiker sagen, dass es in den Spitälern "zu viele blonde Kranken- schwestern" (also ausländische Kräfte aus Polen und Finnland) gebe. "Das hat sich mir so eingeprägt, dass ich ein Bild mit lauter blonden Schwestern malen wollte, ein einziges." Bis heute sind es rund dreißig Bilder geworden...