KOMMENTAR
Ohne Scheuklappen
CHRISTA DIETRICH
christa.dietrich@vn.vol.at, •72/501-225
Es war eine äußerst
beeindruckende Begegnung damals vor rund zehn Jahren in Berlin. "Danke,
Herr Berggruen" hieß es auf zahlreichen, über die Stadt verteilten
Plakaten. Dabei war keine Wahl gelaufen, die Stadt Berlin erhielt im
Herbst 1996 ein außerordentliches Geschenk. Heinz Berggruen,
ein weltberühmter Sammler, überließ einen großen Teil seiner Schätze
(darunter bedeutende Werke von Picasso, Cézanne, Klee oder Chagall)
jener Stadt, aus der er einst als junger jüdischer Mann vor der
Vernichtungsmaschinerie der Nazis fliehen musste. Und er wollte die
Kunstwerke (um die sich viele Städte bewarben), so im Gespräch, nur
abziehen, falls sich "sehr starke rechtsradikale Veränderungen in
Deutschland etablieren sollten". einz Berggruen
ist nun im Alter von 93 Jahren gestorben. Sein Museum in Berlin wird
stets auch an die große Persönlichkeit erinnern, für die es galt, "ohne
Scheuklappen aufgeschlossen in die Zukunft zu schauen". Übrigens: Heinz
Berggruens Erlebnisse mit Sammlern, Künstlerinnen (darunter Frida
Kahlo) und Künstlern sind in seinem Buch "Hauptweg und Nebenwege"
nachzulesen.
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