diepresse.com
zurück | drucken

09.11.2005 - Kultur&Medien / Medien
Medienpolitik: Seledec: Redakteure beharren auf Absetzung
Kritik an ORF-Chefredakteur wegen Nazi-Gedenken hält an.

Auch die Alterskündigung, die der ORF seinem zentralen Chefredakteur Walter Seledec für Ende 2006 ausgesprochen hat (die "Presse" berichtete), kann die erhitzten Gemüter nicht beruhigen. Am Dienstag bekräftigte der ORF-Redakteursausschuss seine Forderung, Seledec sofort seiner Funktion als Chefredakteur zu entheben. Seledec hatte am Wochenende, wie berichtet, als Ehrengast an einer Gedenkfeier für den NS-Piloten Walter Nowotny teilgenommen.

Der Redakteursausschuss forderte von der ORF-Geschäftsführung, "die eingeleiteten Untersuchungen so rasch wie möglich zu einem eindeutigen Ende zu bringen und per sofort dafür zu sorgen, dass Walter Seldec nicht öffentlich als ORF-Repräsentant in Erscheinung tritt". Auch nach Ansicht der SPÖ ist Seledec "als zentraler Chefredakteur im ORF untragbar geworden".

Schützenhilfe für Seledec kam am Dienstag von der FPÖ: Deren Chef Heinz-Christian Strache ortet "eine unglaubliche Hetzkampagne gegen einen untadeligen ORF-Redakteur". Seledec werde "Opfer einer politischen Verfolgung". Er verwies darüber hinaus auf die hohen Auszeichnungen der Republik, die der zentrale ORF-Chefredakteur kürzlich erhalten habe, etwa das silberne Ehrenzeichen der Republik oder den Berufstitel "Professor".

Seledec (60) ist vom ORF kürzlich routinemäßig gekündigt worden, da er Ende 2006 in den Ruhestand tritt. bau

© diepresse.com | Wien