Wien (VN-RW) Er verstehe Emotionen jeder Art, sagte MAK-Direktor
Peter Noever bei der Pressepräsentation der umfangreichen
Otto-Muehl-Ausstellung. Doch hier gehe es um einen Aufruf zu einer
kulturellen Diskussion.
Als ein Magazin jüngst Frauen zu Wort kommen ließ, die erklärten,
als Kinder in der Kommune Friedrichshof von Muehl missbraucht worden
zu sein, war dies Wasser auf die Mühlen einiger Gegner.
Die Ausstellung widmet nun dem "Experiment" Friedrichshof - ein
Anwesen im Burgenland, wo Muehl und seine Anhänger in sektenartiger
Weise, mit eigenen Gesetzen, bis 1990 lebten - nur eine
Informationskoje. "Im Mittelpunkt unserer Ausstellung steht das
Schaffen, nicht die Person", wie Noever betonte.
Dieses Schaffen wiederum bezieht sich vor allem auf den Maler
Otto Muehl. Es gibt auch Beispiele für seine "Gerümpelskulpturen"
und seine Collagen, es gibt Dokumentationen seiner Aktionen. Vor
allem aber bedecken großformatige Gemälde die Wände und zeigen, wie
gut dieser Otto Muehl malen konnte. Und wie hervorragend er
nachahmte, was andere gemacht haben. Porträts à la Kokoschka,
Pop-Art à la Lichtenstein oder Warhol, Huldigungen an Van Gogh in
dessen Stil. Und alles mit handwerklicher Souveränität, welchen Stil
er sich auch aneignet. Nur einen eigenen findet man nicht.
Nicht die Einzigen
Die Leistung, die er und seine Aktionisten-Kollegen gesetzt
haben, bestand darin, in den sechziger Jahren den Kunstbegriff zu
revolutionieren. Gewiss, sie waren damals nicht die Einzigen - aber
sie haben jedenfalls dafür gesorgt, dass sich die damals aktuelle
österreichische Kunst zu ihrer Zeit nicht als Schlusslicht verstehen
musste.
Heute ist all dies ein historischer Sachverhalt und die
MAK-Ausstellung eine Gelegenheit, Informationen dazu einzuholen.
Wenn auch, es sei gesagt, als bildender Künstler Kollege Günter Brus
heute als die eigenständigere Persönlichkeit wirkt . . .