Was passiert, wenn sich ein Experimentalfilmer auf die Fersen der Entropie begibt, ist in der Galerie der Stadt Wels derzeit als Auswahl an Arbeiten Siegfried A. Fruhaufs zu sehen.
Dem einstigen Rauschen der Flimmerkisten nach Sendeschluss entlehnt, läuft die Ausstellung unter dem Titel schnee und steht, fein säuberlich auf schlichten Hochtischen präsentiert, ganz im Zeichen der Bilderzerlegung und deren Neuanordnung.
Das dies nicht nur streng formal, sondern ebenso poetisch geschieht, wird etwa in den "One-second-horizons" deutlich. In vermeintlich statischen Landschaftsaufnahmen wird Vogel- und Wolkenflug sichtbar, wenn 25 Bilder pro Sekunde räumlich zerlegt werden.
Augenzwinkerndes formt Fruhauf aus verschiedenen digitalen Mona-Lisa-Porträts aus dem Internet in seinem "Mona-Lisa-Püree", das Farbabweichungen segmentiert und zum teigigen Flimmern überlagert.
Zu sehen ist auch das filmische Frühwerk "La Sortie", eine Bearbeitung der ersten bewegten Bilder der Brüder Lumière.
In nahezu abstrakt flächige Monochromie getaucht, beschleunigt sich die Bildfolge bis zum maximalen Flimmern, das als Parabel auf die industrielle Entwicklung zugleich den Stillstand bedeutet.
Wie bei anderen Exponaten auch hier wunderbar ergänzend: die zugehörigen Kaderpläne als pingelige Drehbücher. (wos, DER STANDARD/printausgabe, 13.08.2008)