Nächtliche Zwitterwesen


Hans Kupelwiesers Werke sind bewusst gesetzte Erscheinungen seiner Doppelexistenz als Bildhauer und Fotograf. Auf dem Gebiet der postmedialen Erscheinung von Objekten und als Künstler im öffentlichen Raum ist der Schüler von Bazon Brock und Peter Weibel in Österreich sympathisch stille Leitfigur. Der Gegensinn von Materialität und Immaterialität, Umkehr der Tonwerte und die besondere Ästhetik verwendeter Alltagsgegenstände wie Möbel, Spaghetti, Erdäpfel, Kabel und Plastiksack verhelfen seinen teils seriell kombinierten Fotogrammen zu besonderer Erscheinung. In Installationen und großen Friesen wirken sie und auch die Röntgenaufnahmen wie Verschmelzungen schattenhaft-nächtlicher Realität mit dem Papier. Von Henry Fox Talbot erfunden, wurden Fotogramme von Wissenschaftern und der künstlerischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts im Experiment erweitert. Kupelwieser setzt das aktuell in eine geisterhafte Erscheinung der Skulptur im medialen Zeitalter nach Dada, Bauhaus und Zero um.

Der Künstler, seit 1995 Professor an der Grazer TU, wird am Donnerstag (21.7., 19 Uhr, im WUK) über das kameralos auf dem Fotopapier in direktem Kontakt mit dem Objekt entstandene Abbild sprechen. Seine originelle Rückführung der entkörperlichten Gegenstände in Skulpturen und Möbel durch Eingießen in Epoxyharz, Knüllen zu Reliefcollagen und Pressen der Papiere in Plexiglaskästen macht die Ausstellung seiner dreißigjährigen Auseinandersetzung zwischen den Stühlen zur medial erweiterten Fotografie noch bis zum Samstag zu einem besonderen Ereignis; das Fotobuch 46 der Fotogalerie hält dies zum Glück noch länger fest.

Ausstellung

Werkschau XVI.

Hans Kupelwieser.

Arbeiten 1981-2011

Fotogalerie im WUK, bis 23. Juli




URL: http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/kunst/?em_cnt=383659&em_loc=77
© 2011 Wiener Zeitung