Im Reich der Schattenlosen

22. Februar 2011 | 13:20 | Saalfelden | Heinz Bayer (SN). | http://www.salzburg.com/online/7mal24/aktuell/Im-Reich-der-Schattenlosen-.html?article=eGMmOI8VfMSOvomZGw514ITkMxiP7SMRgoLX0Vl&img=&text=&mode=" href="http://www.facebook.com/sharer.php">Teilenipt>Teilen  
Leander Kaiser schafft in seinen Bildern ein Farbenreich, das schattenlose Menschenwesen bevölkern.
Heinz Bayer
saalfelden (SN). Überlebende, die fragen: Warum eigentlich? Und warum ich? Schattenlose Menschen, entrückte Wesen, ein wenig Engeln gleich. Das sind die Protagonisten im Werk des Tiroler Malers Leander Kaiser. Im Kunsthaus Nexus in Saalfelden ist aktuell seine Ausstellung „Greifen ins Licht“ zu sehen. Seine großformatigen Ölgemälde erzählen in einer wundersamen Sprache, in einer Art mystischem Realismus aus einer Zwischenwelt, in der sich Schmerz in Stille, in atemloses Verharren, in ein spannungsgeladenes Eingefroren-Sein verwandelt.

Leander Kaiser, 1947 in Innsbruck geboren, studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Max Weiler Malerei bzw. Philosophie an der Universität Wien. Seit 1984 ist er freischaffender Künstler. Er hat Lehraufträge an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und der Universität Klagenfurt. In jungen Jahren war er Anhänger der kommunistischen Lehre und Kämpfer für die Weltrevolution. Nun stellt er fest: „Vielleicht sind wir auf dem Weg zu einer schattenlosen Gesellschaft, in der alle Existenzen bis zur Unterschiedlosigkeit ausgeleuchtet werden. Ich setze dagegen stoffliche Rauheit und Komplexität. Zu Licht verhält sich die Malerei doppelsinnig. Der Griff ins Licht erzeugt zugleich einen Schatten. Der Körper, der sich ins Licht stellt, macht sich zum Medium des Schattens.“ Körper, die unter Zwang ins Licht gestellt wurden, waren jene der 1200 Geiseln eines Terrorüberfalls tschetschenischer Terroristen auf das Schulzentrum von Beslan, gelegen in der Teilrepublik Nordossetien, Russland, im September 2004. Es waren großteils Kinder.

Seite der Überlebenden

331 Geiseln, fast alle Minderjährige, starben bei der Erstürmung der Schule im Kugelhagel. Kaiser hält die Situation derer, die traumatisiert am Leben blieben, im Typtychon „Die Überlebenden“ fest. Er sagt: „Sie wissen nicht mehr, wo sie sind. Historisch scheinen wir alle auch an einem Punkt angelangt zu sein, an dem wir nicht wissen, wo wir sind und wie es weitergeht. Ich für meinen Teil stehe auf der Seite der Überlebenden. Ich fühle keine Solidarität mit den Toten.“

Leander Kaiser, „Greifen ins Licht“, Kunsthaus Nexus, bis 26. März; Do. bis Sa. 17–20 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, 06582-74963.

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