Die Geschichte einer Halle

Die "Linz Hocker 2009" von Feichtner. Foto: Feichtner

Wie sieht eine Ausstellung über eine Ausstellung aus, die einst vom visionären Großprojekt durch Medienhetze und Fehlkalkulationen zum handfesten Skandal und Kriminalfall wurde?

1980 wurde in Linz das "Forum Design" eröffnet, fast 30 Jahre später beschäftigt sich die Landesgalerie mit dem nunmehrigen "‚Fall‘ Forum Design". Und dies nüchtern und sehr sachlich: Wie ein Archiv sieht der große Raum aus, aufeinandergestapelte weiße Schachteln reichen von der einen Wand zur anderen. Sie sind akribisch indexiert und mit allen verfügbaren Informationen von künstlerischen Ansprüchen bis zum Finanzskandal des "Forum Design" versehen.

Basisdaten zu Organisation und Chronologie sind hier zu finden. Vertiefen können sich Interessierte dann vor allem in Interviews, Gerichtsakten und die Medienberichterstattung, die dem Verlauf des "Forum Design" eine spezielle Dynamik verliehen hat: Von 28. Juni bis 5. Oktober 1980 lief die Ausstellung, die nach dem "Forum Stahl" und "Forum Metall" dem Design eine internationale Plattform geben sollte. International seien die Verdienste der Schau, die auf Augenhöhe mit der Biennale von Venedig stattfand, nach wie vor unumstritten, erzählt Kuratorin Gabriele Hofer – in Oberösterreich sei das "Forum Design" bis heute vor allem als Skandalfall bekannt. Jener entspann sich an der eigens von Haus-Rucker-Co geplanten Ausstellungshalle, einer Rundbogen-Stahlkonstruktion, die mit Kunststoffplanen überzogen war. Deren Errichtung und Kosten von acht Millionen Schilling erzürnten im Vorfeld etwa die "Kronen Zeitung", die gegen das Projekt wetterte.

Bilder einer Halle

Der geplante Verkauf der Halle nach dem Forum verlief nicht so lukrativ wie geplant. Statt der erwarteten 400.000 Besucher wurden nach 100 Tagen nur knapp 30.000 gezählt, Sponsoren blieben aus. Zurück blieben ein großes Finanzloch und ein Gerichtsverfahren gegen den "Forum Design"-Organisator und damaligen Rektor der Kunsthochschule Helmuth Gsöllpointner und den Präsidenten des Fonds Hochschule für Gestaltung Linz.

Die Ausstellungshalle hat schließlich eine Firma in Attnang-Puchheim "zum Dumpingpreis" erworben. Wo 1980 große Designer ausstellten, werden heute Maschinen repariert. Die Bilder vom Treiben bei der Eröffnung der Halle 1980 und ihrer Verwendung heute sind auf beiden Seiten des Raumes als Klammern für das Thema angebracht.

Im zweiten Teil der Schau ist als Hommage an die Ausstellung aus 1980 ein Raum nachgebildet. Hier werden Interviews mit Helmuth Gsöllpointner, Alt-Landeshauptmann Josef Ratzenböck oder Schriftsteller Walter Wippersberg gezeigt. Bei aller Rückschau soll ein Projekt von Thomas Feichtner in die Design-Zukunft sehen: Er kreierte den "Linz Hocker 2009" – 1000 Exemplare davon sind als Installation aufgebaut, die restlichen sind zu 39 Euro pro Stück zu kaufen.

Zeit und Konzentration sind für die textlastige und umfangreiche Schau mitzubringen – wer sich aber in diese Archivsituation begibt, wird vom Thema unweigerlich gefangen genommen.

Ausstellung
Der "Fall" Forum Design
Landesgalerie Linz
http://www.landesgalerie.at
Bis 28. Februar 2010

Printausgabe vom Mittwoch, 21. Oktober 2009