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Wiener Kunstmesse: Boykott abgesagt, „Viennafair“ im Mai

06.03.2009 | 18:33 |  (Die Presse)

Nach zähem Ringen werden heuer doch wieder (fast) alle großen Wiener Galerien dabei sein.

Die Stimmung war angespannt in der Wiener Kunstszene, fast hätten die Galeristen in der Eschenbachgasse den Aufstand gegen die Kunstmesse im Messezentrum, der „Viennafair“, geprobt: Man fühlte sich schlecht behandelt, ausgebeutet und stellte Forderungen. „Eine davon konnten wir erfüllen“, bestätigte Matthias Limbeck, Geschäftsführer des Veranstalters Reed Exhibitions am Freitag. Dabei ging es um eine transparentere Einteilung der Standplätze, die nun nicht mehr allein von der Konkurrenz bestimmt wird, den Galeristen, die im Beirat der Messe sitzen.

Für das Publikum eine scheinbar marginale Änderung, unter den Galeristen aber seit jeher ein heiß umstrittenes Thema. Jedenfalls ist der Boykott für dieses Jahr abgeblasen. Trotzdem nicht teilnehmen wird allerdings „Meyer Kainer“, ein bedenkenswertes Statement, ist Christian Meyer schließlich auch Präsident des Galeristenverbands. Dafür hat sich heuer wieder Meyers ehemaliger Partner Georg Kargl für die „Viennafair“ entschieden. Einer der international renommiertesten Wiener Galeristen. Österreichs größter Player, Thaddaeus Ropac, scheint bisher dagegen nicht auf der Teilnehmerliste auf.

Aber noch ist nicht aller Maitage Abend. Erstmals wird die Messe heuer nicht Ende April, sondern von 7. bis 10.Mai stattfinden. Grund dafür sind Verschiebungen am internationalen Messekalender – so wurden die Messen in Düsseldorf und Frankfurt heuer überhaupt abgeblasen, die „Art Moskau“ auf bessere Zeiten im Herbst verschoben. Und Wien gewinnt mehr Luft zur bisher ebenfalls Ende April stattfindenden „Art Brüssel“.


„Ostgalerienghetto“ aufgelöst

Radikale Maßnahmen wie eine Absage wurden bei der „Viennafair“ nicht erwogen, Limbeck bemüht sich um guten Mut in „wirtschaftlich schwierigen Zeiten“ – obwohl die Messe auch heuer keinen Gewinn abwerfen werde. Die Teilnehmerzahl wurde trotzdem nicht wesentlich erhöht, was mehr Einnahmen garantiert hätte – 121 Galerien werden es heuer sein, 119 waren es 2008. Aufgelöst wird das 2008 auf Kritik gestoßene „Ostgalerienghetto“, die Stände der Teilnehmer aus den Schwerpunktländern Ost-/Südosteuropas werden zwischen die anderen gemischt.

Gleich bleibt die Sponsoringsumme der „Erste Bank“, die den CEE-Fokus der Messe seit Beginn finanziell unterstützt. Dafür werden die Standkosten der 29 Galerien aus Polen, Rumänien, Slowenien etc. aber erstmals gestaffelt gefördert, nicht immer zur Gänze. Selbst die AUA hilft wieder mit Tickets fürs Sammlerprogramm aus, während andere Sponsoren sich von der Messe allerdings vernachlässigt fühlten, wie man hört. Auszulassen scheint heuer das Kunstministerium: Auf die erhoffte Unterstützung, so Limbeck, wartete man bisher vergeblich. sp


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