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Josef Trattner: Wein auf Papier

10.10.2008 | 10:53 | Von Anna Burghardt (Die Presse - Schaufenster)

Er bannt Wein auf Papier. So kommt das Piemont ins Künstlerhaus, und zwar gleich hundertfach.

Beschreibungen wie „subtil engmaschig am Gaumen“ oder „Lederabgang, schmalzig“ soll man getrost ignorieren, wenn es nach Josef Trattner geht. Vielmehr soll man sich seinen Wein nämlich über die Farbe aussuchen. Und zwar nicht über die Farbe, die sich im Glas offenbart, sondern über jene, die Rotweine dann haben, wenn sie von ihm auf Karton gebracht werden. Pro Bild verwendet der gebürtige Steirer, der mit Installationen im öffentlichen Raum bekannt wurde, eine Flasche Wein. Über 100 Weine aus dem Piemont werden im November im Künstlerhaus zu verkosten sein, ergo auszuwählen aus einer Serie von über 100 Bildern. Das Malwerkzeug Josef Trattners ist die Flasche. Der erste Schluck gehört immer ihm, erst dann träufelt er den Wein auf große Kartons, nach und nach. Immer wieder macht er Pausen, damit das Geschüttete trocknen kann. Dabei entstehen plastische, mondlandschaftsähnliche Bilder, die sich in der Farbe von den anderen der jeweiligen Serie verblüffend unterscheiden – was man angesichts des Weins im Glas so nicht ahnen würde. Erst auf dem Papier offenbart sich dann das so unterschiedliche Farbpotenzial der Rotweine.


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