Bludenz (VN-ag) Reifenspuren auf einem Naturweg, Zweige und
Tannennadeln: So beginnt die Serie "Weg im Wald", die die
niederländische Fotografin Erica Overmeer in der Galerie "allerArt"
in Bludenz zeigt.
Als eine ursprünglich landwirtschaftliche Region, die sich zur
semi-industriellen Zone entwickelt hat: das war der erste Eindruck,
den Erica Overmeer von Vorarlberg hatte, als sie sich in
Vorbereitung ihrer aktuellen Fotoserie auf die Suche nach Elementen
machte, deren Darstellung die Eigenheiten dieses Lebensraumes
reflektieren könnten.
Unweigerlich stieß sie dabei auf einen Naturraum, der sich bei
näherer Betrachtung jedoch als Wirtschaftsraum herausstellte, wo der
Mensch längst seine Spuren hinterlassen hat. "Hatte ich zunächst
gedacht, hier in einer zivilisationsfernen Abgeschiedenheit zu sein,
so zeigte sich, dass auch dieser ,Naturraum‘ wegen seiner
spezifischen wirtschaftlichen Infrastruktur von der Welt außerhalb
des Waldes nicht zu trennen war. Was ich suchte, fand ich im Wald",
fasst Erica Overmeer diesen Erkenntnisprozess, der über fast ein
Jahr ging, zusammen.
In ihren Anliegen durchaus vergleichbar den Landschaftsmalern des
19. Jahrhunderts, hat sich die Fotografin dazu immer wieder mit
ihrer Kamera auf den Weg in den Wald gemacht. Entstanden ist eine
Reihe von Bildern, als fotografische Recherchen einerseits und als
besondere Form der Aneignung von Landschaft andererseits, deren
Motive die Aufmerksamkeit ihrer Entstehung auch beim Betrachter
einfordern.
Zeitlos momenthaft
Nichts Spektakuläres ist zu sehen, ausschnitthaft wird der Blick
auf Baumstämme, Zweige, Steine, Tannenzapfen und -nadeln gelenkt.
Motive, die so allgemeingültig und spezifisch, so zeitlos und
momenthaft zugleich sind, dass ihre vermeintliche Alltäglichkeit
bereits einer Mitteilung gleichkommt.
In der Beschränkung auf wenige Motive, aus verschiedenen
Perspektiven und Blickwinkeln aufgenommen, und deren gezielter
Redundanz in der Präsentation, kommt auch der Wahl des
entsprechenden Formats Bedeutung zu.
Jedes Bild hat seine bestimmte Größe, sprich Aussage, an die es
sich heranzuarbeiten gilt. Und während manch kleinerem Format in der
Vergrößerung wohl etwas von seiner Pointiertheit abhanden kommen
würde, könnte man sich andere Fotos auch gut und gerne monumentaler
vorstellen. So groß, dass man versucht ist, vom Weg abzukommen und
sich mit den Augen in einem Wald voll Bilder zu verlieren droht.