Wien.
Gestisches Informel
Der Enkel eines sozialdemokratischen Redakteurs und Sohn des Architekten
und Malers Wilhelm Nicolaus Prachensky hat sich nach kurzem
Architekturstudium bei Lois Welzenbacher an der Wiener Akademie durch
Anregungen Fritz Wotrubas, Herbert Boeckls und seines Lehrers Albert
Paris Gütersloh, in der abstrakten Malerei der Nachkriegszeit als einer
der wichtigsten österreichischen Vertreter des gestischen Informel
verortet. Nicht nur dabei war er ein „Brandstifter”, wie ihn 1957 Werner
Hofmann nannte.
Prachensky schrieb auch nach der Zeit, in der er selbst als Kurator der Galerie nächst St. Stephans von Monsignore Otto Mauer hervortrat, mehrere Manifeste über Malerei als explosionsartigen Protest und erfand mit seinem avantgardistischen Bühnenbild „Peinture liquide” 1959 im Wiener Theater am Fleischmarkt, sowie 1960 im Stadttheater von Aschaffenburg, zu konkreter Musik die aktionistische Malerei. Jahre vor den Schüttbildern Hermann Nitschs ließ er Farbe über eine schräg gestellte Riesenleinwand so lange Rinnen erzeugen, bis diese ein Farbfeld bildeten. Das Relikt ist zerstört, doch auf Fotos ist die erste Schüttaktion nachvollziehbar. Für das konservative Nachkriegspublikum war es ein Skandal.
Prachenskys Malerei entstand oft in Serien, die er nach Orten seiner Ateliers oder seiner zahlreichen Reisen benannte. Otto Breicha meinte pointiert, das „Herumzigeunern” von Paris über die USA, Italien und Asien rege seine malerischen Chiffren an - dazu kam die Musik und neben dem Informellen eine Phase, in der noch einmal nach seinen frühen geometrischen Versuchen an der Akademie Ellsworth Kelly und Ad Reinhardt mit „Hard Edge” eine Rolle spielten. Als Professor für Malerei 1983 bis 2000 wurde Prachensky sesshafter. John Sailer zeigt bis heute in der Wiener Galerie Ulysses diese Zyklen, die bis zurück zur Antike Anregungen von Tempelformen, aber auch Landschaften auf unverkennbare Art und Weise widerspiegeln. Dafür konnte Markus Prachensky den wohlverdienten Preis der Stadt Wien zu anderen Auszeichnungen entgegennehmen.