Der Direktor will sein Reich erweitern
Museum für Angewandte Kunst. Peter Noever präsentierte Ausbaupläne für das MAK und das Ausstellungsprogramm für 2009.
ERNST P. STROBL Wien (SN). Peter Noever will die Zeit nützen, welche ihm durch die Vertragsverlängerung zugewachsen ist. Als Kunstministerin Claudia Schmied (SPÖ) im Juli 2008 Noevers Vertrag als Direktor des Museums für Angewandte Kunst MAK bis Ende 2011 verlängerte, gab es nur bei den Grünen einen Aufruhr, die einen „unappetitlichen“ Zusammenhang dieser Verlängerung mit einer „schleimigen Aktion“ sehen wollten, da Noever kurz zuvor das Ministerbüro mit Designmöbeln aus dem MAK eingerichtet hatte. Naturgemäß wies der Museumsdirektor derartige Gedanken weit von sich. „Das Mehr an Zeit beflügelt meinen ungebrochenen Tatendrang“, sagte Noever damals.
Jetzt weiß man, wie das gemeint war. Am Dienstag präsentierte Peter Noever Zukunftspläne für das MAK in Form einer Machbarkeitsstudie rund um „Reparatur, Intervention und Erweiterung“, die den Titel „MAK über Wien“ trägt und für die „nächsten 20, 30 Jahre genug Platz“ schaffen soll. Den Kostenpunkt dieser Pläne schätzt Noever mit rund 40 Millionen Euro ein. Das Schlechte daran: Über die Finanzierung gab es noch keine Gespräche.
Noever betonte, dass dies „keine fertigen Lösungen“ seien, sondern „Ansätze“. Mit diversen Baumaßnahmen will Noever ein Reich erweitern von derzeit 16.731 auf insgesamt 26.000 Quadratmeter. Neben Umbauten im Haus am Stubenring und der Errichtung einer loungeartigen MAK-Station (15 Millionen Euro) gehören auch die „Überplattung“ des Wienflusses mit einer „MAK-Plattform“ (acht Millionen Euro), ein MAK-Terminal samt fahrbarem Kran mit beweglichen Containern für die Präsentation und Intervention von Kunst, Design und Architektur sowie ein Kunst-Schaulager (17 Millionen Euro) zu den Visionen des MAK-Direktors. „Kunst erfindet sich ständig neu und denkt in Unmöglichkeiten. Ihre Vision ist gnadenlos, ihr Horizont grenzenlos“, sagt Noever.
Mit Kunstministerin Schmied habe er noch nicht über diese Pläne gesprochen. Sponsor gebe es bis dato auch keinen, „die bauen lieber etwas, wo ihr Name draufsteht“. Die Anforderungen an das MAK hätten sich seit der Generalsanierung vor fast 20 Jahren grundlegend geändert, sagt Noever, das MAK sei heute eine Schnittstelle globaler Kommunikation und Zentrum für Kunst, Kunsttheorie, Design und Architektur. Um die „Spannweite seiner vielschichtigen Aktivitäten auch in Zukunft aufrechterhalten zu können, sind für Betrieb, Organisation und Sammlungstätigkeit dringende Reparaturen und Renovierungen notwendig. Vor allem gilt es, dem Mangel an Ausstellungs- und Depotflächen entgegenzuwirken“, begründet man im MAK die Wünsche nach Ausbau. Der Gefechtsturm im Arenbergpark, seit 1995 als Kunstdepot genützt, werde übrigens durch die neuen Räume frei. Er wolle dort eine Sammlung für Gegenwartskunst des 21. Jahrhunderts etablieren, sagt Noever. Die speziellen architektonischen Gegebenheiten bieten vor allem Raum für Experimente. Noevers Ziel ist es, eine „einzigartige und unverrückbare Sammlung des 21. Jahrhunderts“ aufzubauen.
Der zeitgenössischen Architektur ist der 1200 Quadratmeter umfassende Dachausbau im MAK gewidmet, der von außen kaum sichtbar realisiert werden soll. „Wir wollen keine Hochhäuser in die Welt setzen, wir bewegen uns horizontal.“ Der Verbindungstrakt soll um zwei Etagen erweitert werden. Durch die Überdachung des Wienflusses mit der MAK-Plattform will man nicht nur Raum für die Kunstbibliothek dazugewinnen, sondern auch die Trennung des Gebäudes zwischen „vorn und hinten“ auflösen.