Salzburger Nachrichten am 5. Mai 2006 - Bereich: Kultur
Politikersuchen Rat Viele Kommunalpolitiker
wissen offenbar nicht, warum und wie viele Subventionen für Kunst und
Kultur gerechtfertigt sind. Eine Studie soll helfen.
Salzburg (SN-hkk). In Zeiten der Geldknappheit in öffentlichen
Haushalten leiden die Kulturbudgets. Dies bestätigt eine Untersuchung des
Städtebundes: Von 2001 bis 2004 sei der Anteil der Ausgaben für Kultur an
den Budgets aller österreichischen Gemeinden außer Wien von 3,6 auf 2,9
Prozent geschrumpft, berichtete Erich Pramböck, Generalsekretär des
Österreichischen Städtebundes am Donnerstag in einem Pressegespräch in
Salzburg. "Das zeigt den Druck, dem Kulturverantwortliche ausgesetzt
sind." Anlass für das Pressegespräch war eine Tagung des Kulturausschusses
des Österreichischen Städtebunds mit drei Bürgermeistern und einem
Vizebürgermeister: Heinz Schaden (Salzburg), Hilde Zach (Innsbruck),
Matthias Stadler (St. Pölten) und Erich Watzl (Linz). Die vier Politiker berichteten allerdings von einer doppelten Not: Zur
Geldnot kommt noch ein Argumentationsnotstand. Oft schenkten die
Regierungskollegen in Budgetverhandlungen der Kultur kaum noch
Aufmerksamkeit, berichtete Hilde Zach aus Innsbruck. Oft werde über Kultur
erst nach Mitternacht verhandelt, "wenn alle schon lasch sind". Und über
die Wirkung von Kunst und Kultur gebe es nur "schwammige, gefühlsmäßige
Vorstellungen". Heinz Schaden berichtete am Beispiel des Festivals "Kontracom" (ab 12.
Mai in Salzburg), "wie schnell die Stimmung kippen kann" und wie
eingeschränkt die Diskussion über Kunst sei: Das Festival, als Impuls für
zeitgenössische Kunst im Mozartjahr konzipiert, biete Musikprogramme und
zwölf Installationen in der Altstadt. Doch im Vorfeld werde bloß über ein
einziges Projekt - den umgedrehten Hubschrauber auf dem Residenzplatz -
geredet. Erich Watzl aus Linz und Matthias Stadler aus St. Pölten berichteten
von Erfahrungen, wie Kunst und Kultur Touristen anzögen (abzulesen an
Nächtigungszahlen) und wie dies Handel und Hotellerie nütze. Allerdings:
Nach den Investitionen in Bauten ist unklar, inwiefern Kunst und Kultur
auf den Arbeitsmarkt in anderen Branchen wirken und welchen Einfluss
spannendes Kulturangebot oder das Image als Kunststandort auf Ansiedlung
und Verbleib von Betrieben haben. Um dies zu klären, beschloss der Kulturausschuss des Städtebunds, um
50.000 Euro eine Studie beim Linzer Forschungsinstitut "LIquA" in Auftrag
zu geben. Diese soll im Juni 2007 vorliegen und den für Kultur zuständigen
Politikern als Argumentationshilfe und Leitfaden dienen. Sie solle "den
Mehrwert von Kunst und Kultur analysieren und belegen", sagte Watzl. |