Feldkirch (VN-ag) Rosalie, die sich
sehnlichst ein Kind wünschte, ist eine von ihnen. Ebenso Florence,
eigentlich Amerikanerin, die mit ihrer Krankheit kämpft: 24 Menschen
aus Malta erzählen von ihren Erfahrungen mit Gott. Festgehalten in
Bild und Ton bringt der maltesische Künstler Vince Briffa diese
ungewöhnliche Pilgerschaft als eindrucksvolle Installation in die
Johanneskirche in Feldkirch. Eröffnet wird die von Eva Jakob
organisierte Ausstellung heute um 18 Uhr.
Als Vince Briffa, 1958 geboren und Teilnehmer der
Biennale in Venedig 1999, im vergangenen Jahr die Johanneskirche in
Feldkirch sah, war er schlichtweg begeistert von der Spiritualität
des Ortes. Im Kirchenpatron und den einer "zweiten Taufe"
gleichkommenden Bezeugnissen gläubiger Menschen war ein thematischer
Anknüpfungspunkt vorhanden, der es dem Künstler erlaubte, die
Menschen seiner Heimatinsel in der Installation "Amen - Nemmen" als
"Pilger" nach Feldkirch zu bringen.
Individuelle Bekenntnisse
"Nemmen" ist das maltesische Wort für "ich glaube", und
die 24 im Alten Testament vorkommenden "Amen" hat Vince Briffa
gleichgesetzt mit 24 Gesichtern und 24 Geschichten. 24 Menschen und
ihrem individuellen Bekenntnis zu Gott, festgehalten in Audio, Video
und Foto, verwoben zu einem dichten, unglaublich schönen Gesamtbild,
begegnet man in der Johanneskirche. Überwältigend ist nicht nur der
erste Eindruck, die ausschnitthaft projizierten Gesichter, die
unzähligen orange-rot flackernden Flammen vor den Fotos, die den
gesamten Kirchenraum ausfüllen.
Die technische Anstrengung (zwei Video- und vier Diaprojektionen,
350 Drucke) tritt völlig hinter diese Bilder zurück, und es
fasziniert vielmehr, wie es Briffa gelungen ist, diesen sehr
persönlichen Dramen einen passenden Rahmen zu verleihen. Auf welche
Weise darüber hinaus der Raum in seiner ursprünglichen Funktion
wieder belebt wird, ist schlicht und einfach großartig. Und das in
klaren und doch offenen Bildern, die tief in den Raum eintauchen
lassen und die Kirche über die eingebrachten Glaubensbekenntnisse
wieder zu einem Ort der Besinnung und der Meditation machen.
In Malta sei man streng gläubig, so Vince Briffa. Auch wenn er im
Detail Mühe habe, sich dem anzuschließen, so seien das doch seine
Wurzeln, die sich immer wieder in seiner künstlerischen Arbeit
niederschlagen. In eine Spiritualität mündend, die nicht an eine
dogmatische Religion gebunden ist, kommentiert Briffa seine
Intervention im Kirchenraum als "permanente Suche nach einer
Wahrheit, die vielleicht nur wenige kennen und erfahren haben". Für
sich selbst hält es der Künstler etwas pragmatischer, wenn er sagt:
"Meine Kunst ist meine Religion." Dass aber auch der Alltag nicht
ganz ohne Devotionalien auskommt, beweisen die zur Eröffnung
ausgegebenen Mini-CDs mit den Bekenntnissen, verpackt und zum
Umhängen wie ein Amulett.
Briffa: "Meine Kunst ist meine Religion."
Die Installation ist in der Johanneskirche in Feldkirch bis
14.August zu sehen, geöffnet Dienstag bis Samstag, 10 bis 12 und 15
bis 18 Uhr. Jeden Samstagvormittag wird das Video "Hermes" (Biennale
1999) gezeigt.