VN Sa, 8.6.2002

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Kultur 

Aussstellungen in der Feldkircher Johanneskirche

24 Pilger aus Malta

Die Installation "Amen - Nemmen" von Vince Briffa

Feldkirch (VN-ag) Rosalie, die sich sehnlichst ein Kind wünschte, ist eine von ihnen. Ebenso Florence, eigentlich Amerikanerin, die mit ihrer Krankheit kämpft: 24 Menschen aus Malta erzählen von ihren Erfahrungen mit Gott. Festgehalten in Bild und Ton bringt der maltesische Künstler Vince Briffa diese ungewöhnliche Pilgerschaft als eindrucksvolle Installation in die Johanneskirche in Feldkirch. Eröffnet wird die von Eva Jakob organisierte Ausstellung heute um 18 Uhr.

Als Vince Briffa, 1958 geboren und Teilnehmer der Biennale in Venedig 1999, im vergangenen Jahr die Johanneskirche in Feldkirch sah, war er schlichtweg begeistert von der Spiritualität des Ortes. Im Kirchenpatron und den einer "zweiten Taufe" gleichkommenden Bezeugnissen gläubiger Menschen war ein thematischer Anknüpfungspunkt vorhanden, der es dem Künstler erlaubte, die Menschen seiner Heimatinsel in der Installation "Amen - Nemmen" als "Pilger" nach Feldkirch zu bringen.

Individuelle Bekenntnisse

"Nemmen" ist das maltesische Wort für "ich glaube", und die 24 im Alten Testament vorkommenden "Amen" hat Vince Briffa gleichgesetzt mit 24 Gesichtern und 24 Geschichten. 24 Menschen und ihrem individuellen Bekenntnis zu Gott, festgehalten in Audio, Video und Foto, verwoben zu einem dichten, unglaublich schönen Gesamtbild, begegnet man in der Johanneskirche. Überwältigend ist nicht nur der erste Eindruck, die ausschnitthaft projizierten Gesichter, die unzähligen orange-rot flackernden Flammen vor den Fotos, die den gesamten Kirchenraum ausfüllen.

Die technische Anstrengung (zwei Video- und vier Diaprojektionen, 350 Drucke) tritt völlig hinter diese Bilder zurück, und es fasziniert vielmehr, wie es Briffa gelungen ist, diesen sehr persönlichen Dramen einen passenden Rahmen zu verleihen. Auf welche Weise darüber hinaus der Raum in seiner ursprünglichen Funktion wieder belebt wird, ist schlicht und einfach großartig. Und das in klaren und doch offenen Bildern, die tief in den Raum eintauchen lassen und die Kirche über die eingebrachten Glaubensbekenntnisse wieder zu einem Ort der Besinnung und der Meditation machen.

In Malta sei man streng gläubig, so Vince Briffa. Auch wenn er im Detail Mühe habe, sich dem anzuschließen, so seien das doch seine Wurzeln, die sich immer wieder in seiner künstlerischen Arbeit niederschlagen. In eine Spiritualität mündend, die nicht an eine dogmatische Religion gebunden ist, kommentiert Briffa seine Intervention im Kirchenraum als "permanente Suche nach einer Wahrheit, die vielleicht nur wenige kennen und erfahren haben". Für sich selbst hält es der Künstler etwas pragmatischer, wenn er sagt: "Meine Kunst ist meine Religion." Dass aber auch der Alltag nicht ganz ohne Devotionalien auskommt, beweisen die zur Eröffnung ausgegebenen Mini-CDs mit den Bekenntnissen, verpackt und zum Umhängen wie ein Amulett.

Briffa: "Meine Kunst ist meine Religion."

Die Installation ist in der Johanneskirche in Feldkirch bis 14.August zu sehen, geöffnet Dienstag bis Samstag, 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr. Jeden Samstagvormittag wird das Video "Hermes" (Biennale 1999) gezeigt.




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