Salzburger Nachrichten am 22. Juni 2001 - Bereich: kultur
Massive Verstärkung für die Sache der Fotografie

Ein neues Fotomuseum in Wien: "Westlicht" - Expertentreffen in der Nationalbibliothek

Eine Privatinitiative macht es möglich: Der ganz andere Fotospot wurde in der Westbahnstraße festlich eröffnet. In dem Loft wurde früher gearbeitet und fotografiert (Mietatelier). Nun hat das Architekturbüro "Eichinger oder Knechtl" das direkt über dem Leica-Shop liegende Atelier zum Fotomuseum umgebaut. Apparatur und Werk werden hier zusammengeführt, ergänzt durch ein Cafe` und Räume für aktuelle Ausstellungen. Das neue Fotomuseum zeigt in erster Linie Geräte und eine Techniksammlung von Leihgebern aus aller Welt.

Beginnend bei der Vorgeschichte kann der Fotoliebhaber von der Lochkamera bis zum Kinderspielzeug, vom Daguerre-Original bis zur Raumfahrtkamera, von gefinkelten Spionagekameras bis zu Kultobjekten, den Kameras berühmter Fotografen, etwa 600 Gerä-te in eleganten Vitrinen in angenehmer Atelieratmosphäre betrachten. Reportage-, Werbe- und Modefotografie, teils sehr prominente historische Werke, zählen zur permanenten Schau. Eine Datenbank mit 25.000 Titeln und eine Bibliothek mit 5.000 Publikationen ergänzen die Initiative Peter Coelns.

Mit der 20-jährigen Zusammenarbeit von Fotografin Elfie Semotan und Modeschöpfer Helmut Lang, beginnt ein Zyklus von Ausstellungen. Das Besondere daran: das Foto im Fotokontext. Symbolisch für die Zielrichtung des neuen Fototreffs zeigt die Ausstellung von Elfie Semotan Modefotografie vor und hinter den Kulissen sowie Persönlichkeiten aus der Szene, wozu auch Künstlerinnen wie Maria Lassnig und Luise Bourgoise zählen.

Heute, Freitag, geht im Oratorium der Nationalbibliothek ein Treffen internationaler Fachleute zu Ende, die den europäischen Austausch in Sachen Fotografie pflegen. Der Kurator für Fotografie in der Nationalbibliothek, Uwe Schögl, konnte das hauseigene Archiv vorstellen, die Kuratorin für Fotografie in der Albertina, Monika Faber, und die Kuratorin der Österreichischen Sammlung zeitgenössischer Fotografie im Rupertinum, Margit Zuckriegl, repräsentierten unsere aktuellen Anlaufstellen für Fotokunst. Die gerade in Wien laufende Ausstellung Bruno Weber gibt ein Bild jener Wiener und Salzburger Kulturszene, die sich offenbar in den Köpfen festgesetzt hat. Helmut Qualtinger und Gerhard Bronner (Travnicek) 1957, Herbert von Karajan, Axel Corti, Hans Moser und Josef Meinrad in Franz Molnars "Liliom" im Burgtheater 1963, die "Popstars" von damals lassen grüßen.

JANA WISNIEWSKI