Versatzstücke aus der Welt der Mode

Im Mittelpunkt von Merlin Carpenters Ausstellung "As a Painter I Call Myself the Estate of" stehen Models wie Kate Moss.


Sehr realistisch gemalte Frauenfiguren oder -köpfe bilden ein wichtiges Element der jüngsten Werke Merlin Carpenters. Es sind Models in Posen, aus Modezeitschriften entlehnt. Der geübte Betrachter erkennt zum Beispiel Kate Moss oder Trish Goff. Sie sind, im Unterschied zu früheren Arbeiten, vollständig ausgeführt und den verwendeten Vorlagen verpflichtet.

Merlin Carpenter,
Merlin Carpenter, "Doppelganger", 1999

Zitate ohne Ende

In einem einfachen Grafikprogramm am Computer hergestellte Mauszeichnungen in verschiedenen Strichstärken und Effekten, auf großformatige Leinwände übertragen, bilden eine weitere Grundlage. Sie erinnern in Komposition und Farbgebung keineswegs zufällig an Bilder des abstrakten Expressionismus, durch kreisförmige Bewegungen vor allem an Jackson Pollocks "Drippings" der 50er Jahre. Diese in Malerei übergeführten, einfachen Kritzeleien überlagern nun die Frauenporträts, gehen spielerisch in diese über oder bilden einen Hintergrund für sie.

Bei flüchtiger Betrachtung von Fotos dieser Bilder entsteht ein wenig der Eindruck, als ob sie vor der Reproduktion mit der Absicht bearbeitet worden wären, ihre Inhalte naiv zu stören oder kindlich zu verfremden. Ein klein wenig erinnern diese Arbeiten auch an Arnulf Rainers "Body Poses" von vor 30 Jahren, allerdings ohne deren gestische Brachialgewalt.

Die Übermalung ist bei Merlin Carpenter nur suggeriert und weitgehend mit dem Computer erzeugt. Carpenters Interesse gilt der Entmystifizierung der Malerei als "Sprache", sie sei ein ironisches Spiel mit der Nachahmung von bekannten Oberflächeneffekten, die für ihn vollständig "lesbar" sind.

Merlin Carpenter,
Merlin Carpenter, "The 14th Floor", 1999

Schönheitsideale

Einige der Arbeiten betitelte der Künstler nach Planeten des Sonnensystems, "Saturn", "Jupiter", "Mars", "Earth", "Venus" oder "Mercury". Durch die Verwendung von Starmodels werfen diese Bilder, wenn man möchte, auch Fragen nach gesellschaftlichen Vorstellungen von Schönheit auf. Genormte Gesichts- und Körpermaße in einstudierten Posen, die dazu dienen, Kleidungsstücke optimal zu präsentieren und verkaufbar zu machen, vor oder hinter Zitaten von Malerei, die heute einen sehr hohen Marktwert besitzt.

Objekte aus der Warenwelt

Die Brisanz dieser Fragen nach dem Verhältnis von Kunst- und Warenwelt steigert Merlin Carpenter noch weiter, indem er reale Waren als Objekte in seine Ausstellungen einbezieht. Bei seiner Ausstellung in der Galerie Christian Nagel in Köln im Vorjahr etwa stellte er unter dem Titel "David's Soul" ein Mountainbike auf einem Ständer in die Mitte des Galerieraumes.

Installationsansicht, Galerie Christian Nagel, Köln 1999
Installationsansicht, Galerie Christian Nagel, Köln 1999

Bei seiner Ausstellung in der Secession wird neben ganz neuen Bildern, auf denen in verschiedenen monochromen Schichten diverse Porträts, Akte, Stadtansichten und Autos einander überlagern, auch ein Motorboot präsentiert.

Tipp:

Merlin Carpenter: "As a Painter I Call Myself the Estate of", Secession, 30. März bis 21. Mai 2000, Di-So 10-18 Uhr sowie Do 10-20 Uhr.

Link: Merlin Carpenter

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