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Versatzstücke aus der Welt der Mode |
Im Mittelpunkt von Merlin Carpenters Ausstellung "As a Painter I Call Myself the Estate of" stehen Models wie Kate Moss.
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Sehr realistisch gemalte Frauenfiguren
oder -köpfe bilden ein wichtiges Element der jüngsten Werke Merlin
Carpenters. Es sind Models in Posen, aus Modezeitschriften entlehnt. Der
geübte Betrachter erkennt zum Beispiel Kate Moss oder Trish Goff. Sie
sind, im Unterschied zu früheren Arbeiten, vollständig ausgeführt und den
verwendeten Vorlagen verpflichtet.
Zitate ohne Ende In einem einfachen Grafikprogramm am Computer hergestellte
Mauszeichnungen in verschiedenen Strichstärken und Effekten, auf
großformatige Leinwände übertragen, bilden eine weitere Grundlage. Sie
erinnern in Komposition und Farbgebung keineswegs zufällig an Bilder des
abstrakten Expressionismus, durch kreisförmige Bewegungen vor allem an
Jackson Pollocks "Drippings" der 50er Jahre. Diese in Malerei
übergeführten, einfachen Kritzeleien überlagern nun die Frauenporträts,
gehen spielerisch in diese über oder bilden einen Hintergrund für sie. Bei flüchtiger Betrachtung von Fotos dieser Bilder entsteht ein wenig
der Eindruck, als ob sie vor der Reproduktion mit der Absicht bearbeitet
worden wären, ihre Inhalte naiv zu stören oder kindlich zu verfremden. Ein
klein wenig erinnern diese Arbeiten auch an Arnulf Rainers "Body Poses"
von vor 30 Jahren, allerdings ohne deren gestische Brachialgewalt. Die Übermalung ist bei Merlin Carpenter nur suggeriert und weitgehend
mit dem Computer erzeugt. Carpenters Interesse gilt der Entmystifizierung
der Malerei als "Sprache", sie sei ein ironisches Spiel mit der Nachahmung
von bekannten Oberflächeneffekten, die für ihn vollständig "lesbar"
sind.
Schönheitsideale Einige der Arbeiten betitelte der Künstler nach Planeten des
Sonnensystems, "Saturn", "Jupiter", "Mars", "Earth", "Venus" oder
"Mercury". Durch die Verwendung von Starmodels werfen diese Bilder, wenn
man möchte, auch Fragen nach gesellschaftlichen Vorstellungen von
Schönheit auf. Genormte Gesichts- und Körpermaße in einstudierten Posen,
die dazu dienen, Kleidungsstücke optimal zu präsentieren und verkaufbar zu
machen, vor oder hinter Zitaten von Malerei, die heute einen sehr hohen
Marktwert besitzt. Objekte aus der Warenwelt Die Brisanz dieser Fragen nach dem Verhältnis von Kunst- und Warenwelt
steigert Merlin Carpenter noch weiter, indem er reale Waren als Objekte in
seine Ausstellungen einbezieht. Bei seiner Ausstellung in der Galerie
Christian Nagel in Köln im Vorjahr etwa stellte er unter dem Titel
"David's Soul" ein Mountainbike auf einem Ständer in die Mitte des
Galerieraumes.
Bei seiner Ausstellung in der Secession wird neben ganz neuen Bildern,
auf denen in verschiedenen monochromen Schichten diverse Porträts, Akte,
Stadtansichten und Autos einander überlagern, auch ein Motorboot
präsentiert. Tipp: Merlin Carpenter: "As a Painter I Call Myself the Estate of", Secession, 30.
März bis 21. Mai 2000, Di-So 10-18 Uhr sowie Do 10-20 Uhr. Link: Merlin
Carpenter | ||||||||
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