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derStandard.at | derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
06. November 2008
14:35 MEZ

 Bis 8. 2. 2009

Link: Albertina.at

 

Ernst Ludwig Kirchners aquarellierter Holzschnitt "Bohème Moderne" (1924) zeigt das Interieur seines Wildbodenhauses in Davos. 


Bilder wie Freunde
Mit "Wege der Moderne" ehrt die Albertina den Sammler Eberhard W. Kornfeld zu dessen 85. Geburtstag


Wien - Ein Rembrandt-Blatt sachte zu schütteln würde einem wohl kaum einfallen. Sollte Eberhard W. Kornfeld, Schweizer Auktionator, Galerist und Sammler-Urgestein, danach fragen, kann man ihm den Gefallen ruhig gewähren: Anhand des Tones nimmt Kornfeld eine erste Qualitätsbeurteilung vor.

Die Altmeister Rembrandt und Dürer gehörten zu den Schwerpunkten der Basler Galerie Klipstein, als Kornfeld vor mehr als 63 Jahren den Beruf des Kunsthändlers ergriff. Kunsthandel quasi als Einstiegsdroge des Multi-Professionisten, bei dem eines das andere ergab: Forschen, Schreiben, Verlegen und auch Lehren. Ihn, der in der intensiven Hinwendung an die Materie den Schlüssel zum Erfolg sieht, würdigt die Albertina mit der Ausstellung Wege der Moderne.

154 Werke, in denen sich auch seine Leidenschaft für Arbeiten auf Papier offenbart, werden in der Basteihalle - freilich schüttelgeschützt hinter Glas - gezeigt. Intim sind oft nicht nur die Formate, sondern auch die Beziehungen zu den Künstlern seiner Sammlung: zu Pablo Picasso, Marc Chagall, Alberto Giacometti und zum abstrakten Expressionisten Sam Francis. "Alle Künstler, die du kennengelernt hast, sind heute Geschichte" , bemerkt Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder anerkennend. Gleichzeitig gesteht er, dass die Fotografien, die Kornfeld mit den berühmtesten Zeitgenossen zeigen, ihn überlegen lassen, mit welchen Künstlern er wohl selbst einmal verewigt sein werde.

Ernst Ludwig Kirchner persönlich kennenzulernen war Kornfeld jedoch nicht vergönnt. Für dessen Werk fing er 1948 Feuer, heftete sich auf seine Spuren und darf sich inzwischen großer Verdienste um Kirchners Werk und Andenken rühmen. Die zwei Kirchner-Säle gehören neben jenen für George Grosz und Alberto Giacometti zu den gelungensten und lebendigsten der Schau. Ohne Garnierung mit Werken (22 Stück) aus der hauseigenen Sammlung Batliner kommt die Würdigung Kornfelds allerdings nicht aus: Nicht überall wären die Beigaben unbedingt notwendig gewesen.

Bei allem Willen zur kontrastvollen Gegenüberstellung zweier Zeitgenossen: Das Kabinett, das Arbeiten von Käthe Kollwitz jenen von Gustav Klimt gegenüberstellt, wirkt, gelinde gesagt, seltsam: hier Trauer und Elend in schwarzer Tusche und Kohle, dort sich räkelnde ätherische Frauenfiguren auf Japanpapier. Ja, da haben tatsächlich "zwei ihre Zeit völlig anders interpretiert" . (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.11.2008)

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