Kultur

Bilbao feiert mit Deutschen

04.07.2007 | SN
Frank O. Gehrys Guggenheim Museum hat das Schicksal der Stadt Bilbao verändert. Zum Zehn-Jahre-Jubiläum zeigt man Anselm Kiefer und Albrecht Dürer. ERNST P. STROBL

ERNST P. STROBL BILBAO (SN). Seit zehn Jahren steht das Gebäude oder besser ein titanglänzendes, zerborsten wirkendes Gebilde wie ein Raumschiff am Fluss. In diesen zehn Jahren hat das Guggenheim Museum Bilbao das Schicksal der baskischen Stadt verändert. Von der heruntergekommenen, gemiedenen Industriestadt zum Tourismusmagnet: Der Bilbao-Effekt bezeichnet die einzigartige Karriere einer Stadt. Da kann man über die vergebenen Chancen von Salzburg jammern, das vor Holleins Guggenheimprojekt kleinmütig verzagte oder versagte, ob allerdings ein Museum im Mönchsberg eine derartige Erfolgsgeschichte geworden wäre, bleibe dahingestellt.

Zehn Jahre Guggenheim Museum: In Bilbao herrscht auch im Jubiläumsjahr der bizarren Kunstkathedrale von Frank O. Gehry und in deren Sog spürbare und sichtbare Aufbruchsstimmung, nein, Goldgräberstimmung. Überall wird gebaut, es gibt allein vierzig Prozent mehr Hotels als vor zehn Jahren, überall werden Stararchitekten und Designer eingesetzt, es scheint, als ob Geld keine Rolle spielte. Norman Foster baute die U-Bahn, der neue Flughafen stammt von Santiago Calatrava. Und neben dem Guggenheim Museum wird eine neue Universitätsbibliothek errichtet.

Das Schild vor Gehrys Titan-Haus verweist auf den Inhalt. Es überrascht, dass Guggenheim zwei Deutsche als "Star-Künstler" in Spanien präsentiert. Alberto Durero heißt hierzulandende der eine, ist Meister der kleinen, fast winzigen Form. Zu sehen sind - erstmals seit 1971 - "Meisterwerke der Druckgrafik Albrecht Dürers aus dem Städel Museum". Der Renaissancekünstler wird hier als faszinierender Virtuose gezeigt - singuläre Grafikschätze wie "Die vier apokalyptischen Reiter", "Das Leben der Maria", "Ritter, Tod und Teufel", "Melancholia", dazu Bibelillustrationen oder Porträts ziehen den Betrachter in Bann.

Was für ein Kontrast dagegen ist der andere Deutsche: Als Meister der großen Form ist hier Anselm Kiefer präsent, der souverän mehrere Stockwerke bespielt und nie Angst haben muss vor der überwältigenden Raumwirkung des Gehry-Gebäudes. Knapp 15 Meter hoch ragt eine Winterlandschaft auf, auch die anderen Formate tendieren ins Riesenhafte. Die Materialbilder sind geprägt von Kiefers Naheverhältnis zur Lyrik eines Paul Celan ("Aschenblume"), aber auch zu dem russischen Lyriker Velimir Chlebnikov. Immer wieder finden Texte Einlass in die Bilder, und immer wieder tauchen die Traumata des vergangenen Jahrhunderts auf. In einem Raum sind oben abgerundete Altar-Materialbilder aufgebaut, mit Hinweisen auf Bibel und Schöpfungsgeschichte ("Bruch der Gefäße", "Ordnung der Engel"). Anselm Kiefer sprengt die Dimensionen einer "normalen" Ausstellung und gibt selbst geübten Esoterikern lauter Rätsel auf. Ein länglicher Flügel des Guggenheim Museums, der sich am Fluss entlang zieht, ist dem US-amerikanischen Bildhauer Richard Serra gewidmet und seinen kolossalen Stahlskulpturen, die man begehen kann und welche mit ihren unerwarteten Schrägen die Wahrnehmung verändern bis hin zum Orientierungsverlust.

Auch außerhalb des Hauses findet man Kunst von monströsen Ausmaßen, etwa eine Riesenspinne von Louise Bourgeois ("Maman") sowie das von der Eröffnung "übrig gebliebene" zwölf Meter hohe Blumenhündchen namens "Puppy" von Jeff Koons und neuerdings seine glänzenden Tulpen aus Stahl. Info: www.guggenheim-bilbao.es.

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