Salzburger Nachrichten am 12. Juli 2001 - Bereich: kultur
Wundertüte der Entwurfs-Ideen

In Eigenregie: "Liquid Künstlerhaus" im Wiener Künstlerhaus

WIEN (SN).

Die gleichzeitige Eröffnung eigenverantwortlicher Ausstellungskreationen im Wiener Künstlerhaus zeigte exemplarisch, wie ein "Künstlerhaus" ohne Fremdbespielung durch Bund und Stadt aussehen kann. Als Wundertüte kontroversieller Auffassungen auf hohem Niveau nämlich. Und, obwohl es sich keineswegs um einen "Staatsakt" handelte, sah man an diesem Abend massenhaft Prominenz, von Hollein und Seipel angefangen, bis zu jungen Talenten, einem Zukunftspotenzial.

Das echte Überraschungspaket war die Mischung von "klassischer" Architektur, wie sie Albert Wimmer repräsentiert (vom Donaukraftwerk Wien-Freudenau bis zum Stadion Tivoli neu in Innsbruck), dem ewigen Experimentator und Enfant terrible der Architektur, Heidulf Gerngross, und der Verfasserin meist computergesteuerter Lichtkunststücke und "Kunst am Bau"-Projekte Waltraud Cooper - sie bündeln ihre Visionen unter "Liquid Künstlerhaus" als Work in Progress.

Albert Wimmer arbeitet immer von innen nach außen, also vom nutzungsorientierten Konzept zur äußeren Gestalt hin. Seine Vision ist das bestmögliche Raumnutzungskonzept mit Hilfe zeitgenössisch relevanten Formvokabulars. Heidulf Gerngross hat hingegen immer wieder über die Häuser hinausgedacht, alle bestehenden Reglementierungen zu brechen gesucht. Waltraud Cooper hat, angefangen von ihrem "Friedensfries" für die UNO-City Wien bis zum Regenbogen, der die ganze Welt umspannt, immer großmaßstäblich Politik gemacht mit ihrer "digitalen Poesie", durch die Botschaft der Kunstwerke, nicht durch (partei-)politische Wortspenden.

JANA WISNIEWSKI