"Ich mache alles": Erika Bornovás Installation ist derzeit - skandallos - im Museum auf Abruf zu sehen.
Von "erotischen Turnübungen" war die Rede; und davon, dass eine ehrwürdige Kunsteinrichtung "in einen Tempel der Lust ( inklusive Sadomaso-Kammer)" umgewandelt werde: Die Wiener Freiheitlichen sorgten am Freitag dafür, dass der von ihnen heftig kritisierte Swingerclub in der Secession gleich zweimal Thema der Gemeinderatssitzung war.
FP-Gemeinderat Gerald Ebinger wollte von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) wissen, "ob Swingerclubs zum kulturellen Erbe gehören und daher einer Förderung bedürfen". Öffentliche Gelder, replizierte der Stadtrat, seien in das Kunstprojekt nicht geflossen, logischerweise könne man daher nichts zurückfordern. Mailath-Pokorny wünschte sich außerdem eine "größere Gelassenheit" in der Debatte: "Was Kunst ist, definiert sicher nicht die Politik." Daher gelte für Wien : "Was nicht verboten ist, das ist erlaubt."
Damit waren die beiden mitten im Kunstprojekt, befand Grünen-Kultursprecher Marco Schreuder amüsiert. Er schlug einen gemeinsamen Ausflug der Gemeinderäte in die Secession vor, sozusagen als "Fact Finding Mission".
Am Nachmittag wiederholte sich dann die erregte Debatte: Unter dem Titel "Gruppensex in der Secession" stellten die Freiheitlichen eine dringliche Anfrage, kritisierten die "erotischen Turnübungen" und wollten etwa wissen, ob Vergnügungssteuer eingehoben werde.
Doch längst ist der Kunststreit um Subventionsgeld auch in der Schweiz angekommen. Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia hatte Christoph Büchels Intervention in der Secession mit umgerechnet rund 10.250 Euro unterstützt. Dies sei ein "Zeichen fortschreitender Verblödung", schimpfte SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli und empfahl seiner Partei, einen Antrag auf Subventionskürzung für Pro Helvetia zu stellen. Auch CVP-Präsident Christophe Darbellay attackierte Pro Helvetia "Es ist jenseits, dass Pro Helvetia eine derart geschmacklose Kreation mitfinanziert." Der Direktor vonPro Helvetia gab zu, nicht gewusst zu haben, dass der Swingerclub nachts in Betrieb ist.
Aber:"Er greift niemanden an, er beleidigt niemanden und bricht keine strafrechtliche Norm." Als vor vier Jahren Thomas Hirschhorn im Rahmen einer Kunstaktion ein Porträt des damals amtierenden Bundesrats Christoph Blocher bepinkeln ließ, hatte das Parlament die Kulturstiftung mit einer Subventionskürzung von einer Million Franken abgestraft. (hei, asch, DER STANDARD/Printausgabe, 27./28.02.2010)
Das
komplizierte Verhältnis von Kunst und Pornographie: Mit dem Sündenfall
begann auch das Bewusstsein für eine Blöße, die zu bedecken war
FPÖ brachte Dringliche Anfrage im Wiener Gemeinderat ein und "Pornojäger" Humer faxt "Madame" Stenzel
Kulturstiftung Pro Helvetia mit Budgetkürzung bedroht
Bürgermeister Michael Häupl denkt aber "nicht im Traum" an Streichung von Subventionen
Besucher gelangen tagsüber durch Club-Räumlichkeiten zum einst skandalösen Beethovenfries
Christoph Büchel versteht es, die mediale Lust am Skandal in der Secession zu bedienen
Ich wüsste noch eine bessere Provokation:
3 Tage lang Bordellbetrieb.
Bedingungen:
- Es muss über einen Zeitraum von 2 Jahren zumindest einmal wöchentlich in der Kronen Zeitung inseriert haben
- Es muss auch für Frauen zugänglich sein
Und an die Fassade kommen lauter Kronen Zeitungs Seite 5 - Ausschnitte.
Da wäre ich mal auf die Reaktion vom Onkel Hans gespannt.
Wahrscheinlich war er vorher nie dermaßen in aller Munde, wie jetzt mit der Installierung des Swinger Clubs in der Sezession. Und die Örtlichkeit ist wie maßgeschneidert für eine solche künstlerische Aktion, nicht umsonst lautet der Wahlspruch der Sezession:Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit. Im 21. Jahrhundert dürfte diese Zeit wohl angebrochen sein, na und?
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