Blick vom Hof der Justizanstalt Stein auf den Kremser Kreuzberg.In Dampf gehüllt: Foucault, der Überwacher, der zum Showelement und Beobachteten für die Insassen wird.
Macht und Repression ist auch produktiv. Auf diesen simplen Satz heruntergebrochen, wirken Michel Foucaults Ansätze aus Überwachen und Strafen:Die Geburt des Gefängnisses (1975) bedenklich. Der französische Philosoph, der durch dieses Werk als Vordenker des modernen Überwachungsstaates gilt, zielte in seiner sogenannten Repressionsthese auf den sozialen Aspekt des Überwachens ab: Die repressiven Machtstrukturen eines Gefängnisses würden sich dabei eben nicht nur als strafende Freiheitsberaubung, sondern faktisch als Disziplinierungsmaschine entpuppen, die bessere, der Gesellschaft zuträgliche Subjekte wieder ausspuckt.
So weit, so gut, schien sich wohl auch Leopold Kessler gedacht zu haben:Schauen wir uns das an! Der für subtiles und humorvolles Kratzen an gesellschaftlichen Regeln und Normen bekannte Künstler platzierte oberhalb des Hofes der Justizanstalt Stein am Kremser Kreuzberg einen Beobachter. Nicht irgendeinen, sondern Monsieur Foucault himself. Als Pappkamerad, so wie die Disziplinierungs-Kieberer aus Karton in verkehrsberuhigten Zonen, blickte er direkt in die Anstalt. Die ihre Runden drehenden Häftlinge juckte das wenig. Erst als der pyrotechnisch aufgepimpte Philosoph zu dampfen begann, wurde zurückgeschaut.
Der Überwachungsprozess wird hier kurzerhand umgedreht, zu einem dualen System umfunktioniert.
Kessler ist es in Hofgang mit Foucault wieder einmal großartig gelungen, das Absurde aus einer Situation herauszukitzeln und damit Denkprozesse in Gang zu setzen, etwa zum Voyeurismus im Alltag - mit oder ohne Überwachungskamera. Gelingt es, Strategien des Zurückschauens zu entwickeln - Stichwort Überwachen der Überwacher? Oder widersetzen wir uns der Reglementierung und holen uns stattdessen mit einem netten Tänzchen vor der nächsten Überwachungslinse die uns zustehenden 15 Minuten Ruhm ab?
Die Videodokumentation des Projekts wird ergänzt von zwei Arbeiten zu den Themen Überwachung und Grenzüberschreitung. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD/Printausgabe 16.12.2009)
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Ich finde es eher tragisch, dass sich 25 jahre nach foucaults tod immer mehr leute auf ihn beziehen. zeigt einerseits wie weit voraus er seiner zeit war - keine frage - aber auch, dass anscheinend die letzten 25 jahre kein intellektueller nachgekommen ist, der thesen vertritt, die wirklich relevant sind.
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