Urbane Lyrik als Malerei
Es begann mit Graffiti, heute ist Fred Schneider Künstler zwischen Streetart und Malerei. Im „ArtPort“ stellt er ab heute einen Querschnitt seines Schaffens aus.
„Ich sehe mich in der Tradition der Expressionisten“, sagt Fred Schneider beim Interview in der ArtPort-Galerie auf dem Salzburger Flughafen. „Ich mache sichtbar, bewerte aber nicht.“ Sichtbar macht der gebürtige Kieler Personen und Geschichten, niemals aber Figürliches oder Gegenständliches.
Die Art der Ideen-Umsetzung folgt einem Prinzip: jenem der „urbanen Lyrik“, wie Schneider sie nennt. Als Junge aus der Arbeiterklasse hatte der Künstler „nichts mit Museen zu tun“, sondern mit öffentlich zugänglicher Kunst – Graffiti.
Schneider gehörte zu den frühen Graffiti-Künstlern in Hamburg und entwickelte daraus seinen eigenen Zugang zur Kunst. Gesprayt wurde in Abrisshäusern, auf Stromkästen, später für Werbefirmen und Innenausstatter. Irgendwann war für ihn aber Schluss, er suchte – wie alle Künstler – mehr Tiefe.
Schneider blieb fortan zwar bei den „urbanen“ Materialien, bei Alkydharzlack, Baustoffen und Plakatpapier (auch dieses verwendet er als „Farbe“), ergänzte sie aber mit klassischem Material und den Regeln der Malerei. Er fing an, Plakate umzuhängen, machte Decollagen und abstrahierte so Motive. „Walls“ waren weiterhin seine Untergründe, nur eben keine echten unter freiem Himmel, sondern Leinwände, die Ausschnitte von Wänden darstellen und so die Poesie der Stadt dennoch in den Innenbereich transportieren.
Schneiders Kunst ist außerdem ein Spiegel der Zeit, in der sie gemacht wird: Die (schwer mischbaren) Farben und Papiere werden nicht immer in der gleichen Palette erzeugt und sind damit nur zeitgebunden verfügbar.
Spannend ist auch, wie vielschichtig Schneiders Werke im Hinblick auf Personen und Geschichten lesbar sind, ohne dass konkrete Bildmittelpunkte oder Figürliches gesetzt werden. „Wichtig ist deshalb, dass man sich voll auf die Bilder einlässt“, sagt Schneider, der nach wie vor in Graffiti-Tradition mit seinem „Tag“, also seinem Erkennungszeichen in den Bildern, „unterschreibt“.
„Omo“ steht für „Omni mea mecum porto“ (All meinen Besitz trage ich bei mir) und wird von Schneider meist durch „mo“ für „Memento mori“ (Bedenke, dass Du sterben musst) zu „Omomo“ ergänzt – ganz im Sinn seines Ziels in der Kunst: „Ich will die Menschen mit meiner Kunst festhalten, und sie dazu inspirieren, zu denken und darüber an sich selbst festzuhalten.“