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Kunstberichte

Architektur als Rahmen für vernünftige Lebensweise

Ausstellung
Illustration
- Comeback für die „Bernardo Sandals“?  Foto: Getty Research L. A.

Comeback für die „Bernardo Sandals“? Foto: Getty Research L. A.

Von Markus Kristan

"Architektur ist nicht bloß eine Frage der Technik und Ästhetik, sondern der Rahmen für eine – im besten Fall vernünftige – Lebensweise." Dies ist eine der vielen Thesen von Bernard Rudofsky, dem die im Wiener Architekturzentrum weltweit nun erste Ausstellung gewidmet ist.

Die von Monika Platzer konzipierte Schau ist in sechs Abschnitte gegliedert, die teils chronologisch, teils thematisch dem Werk und der Theorie Rudofskys nachgehen. Der 1904 in Mähren geborene Architekt studierte an der TU Wien und absolvierte bereits in der Zwischenkriegszeit für sein Werk und seine Anschauung wichtige Reisen, wobei jene nach Italien von 1926 besonders bedeutsam für ihn wurde. Ab den dreißiger Jahren war er nicht nur von der mediterranen sondern auch der japanischen Architektur beeinflusst. Sein Wohnideal und Lebensgefühl basiert auf der Zusammenführung dieser beiden unterschiedlichen Traditionslinien.

Ein weiterer wichtiger Leitspruch, den er 1938 formulierte, lautet: "Keine neue Bauweise, eine neue Lebensweise tut not". Er wandte sich damit gegen die damaligen Architekturmanifeste und forderte, dass sich alle Vorgänge, Sitten und Gebräuche aus dem Haus selbst erklären lassen müssen. Rudofskys Architekturbegriff steht in der Tradition von Adolf Loos, Oskar Strnad und Josef Frank. So lassen sich auch seine Bauten verstehen und erklären, die er teilweise gemeinsam mit anderen Architekten in Neapel, Brasilien, New York und Spanien errichtete. Daneben – oder besser gesagt – vor allem war er aber Buchautor ("Architektur ohne Architekten) und Kurator von Ausstellungen, die jahrelang durch die Welt wanderten.

Als Beispiel dafür sei seine 1987 im Wiener MAK veranstaltete Ausstellung "Sparta Sybaris" genannt. Ein Jahr später starb der Architekt.

Rudofskys Nachlass wird im Getty Center in Santa Monica aufbewahrt. Ein von ihm entworfenes Sandalenmodell, das sich ganz an der Form des menschlichen Fußes orientiert, wird heute noch bei der Firma Bernardo in Houston/Texas produziert. Nach dem Aufenthalt in Wien soll die Ausstellung noch in Montreal, New York, Washington Santa Monica bei Los Angeles gezeigt werden.

Lessons from

Bernard Rudofsky

Die erste Ausstellung über das Werk des Architekten

Architekturzentrum Wien

Museumsplatz 1, 1070 Wien

http://www.azw.at

Bis 28. Mai

Interessant.

Mittwoch, 07. März 2007


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