"Gartenzwerge für Arme" auf der ART Cologne

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Blickt der Besucher der 35. ART Cologne (noch bis 4.11.) in das Innere der Riesen-Schokoladenkugel - außen braun, innen weiß - die die Nachwuchskünstlerin Sonja Alhäuser aus vier Segmenten zusammengesetzt hat, so gewahrt er eine Orgie "en miniature". Die ist aus Marzipan, zeigt Männer- und Frauenfiguren, die allein, zu zweit, zu mehreren oder vielen lustvoll oder wollüstig mit ihren Körpern beschäftigt sind.

"Rechts sein heißt für mich: Spaß an der Freude haben. Saufen, Ficken, Schlafen", meint der 18-jährige Arbeitslose Stalin. Er ist einer der 15 "stolzen Rechten", die Bettina Flitner zu einer beängstigenden Rauminstallation aus Fotografie und Text zusammengefügt hat.

Alles ist möglich

"Förderkünstler der ART Cologne" wie Bettina Flitner und Sonja Alhäuser vertreten auf der deutschlandweit bedeutendsten Messe für Gegenwartskunst die jüngsten Tendenzen. In diesem Jahr sind es 25 internationale Künstler unter 40, deren maximal 7000 Mark (3.579 Euro/49.249 Schilling) teure Werke für die aktuellen Trends stehen. Der heißt nach wie vor "Multimedia" und "Fotografie", aber vor allem: Individualismus - alles ist möglich.

Trends gebe es nicht mehr, meint Ernst Hilger aus Wien, dessen Galerie keine "Förderkünstler" stellt. Dafür aber junge Künstler wie Andreas Leikauf, der anhand von figürlichen Fotovorlagen fragmentierte Acrylbilder fertigt, auf denen man lesen kann: "Mal was anderes" oder "Stupidity sells". Er mache auch "Gartenzwerge für Arme", sagt der Künstler aus Wien. Das seien ausrangierte Dosen mit aufgemaltem Gesicht für rund 30 Mark (15,3 Euro/211 Schilling) - im Messeangebot seien sie allerdings nicht vorgesehen.

Multimedia...

Den Trend zu Multimedia belegen beispielsweise Video- "Förderkünstler" wie Bettina Pousttchi. In ihrem Video "Reset" gehe es um die "Relativität der Dinge", erklärte die Künstlerin.

Ihr Film zeigt sechs der Satzsequenzen, die zum Jahreswechsel 1999/2000 an der New Yorker Wall Street auf dem Leuchtband-Ticker des Dow Jones als Chronologie des vergangenen Jahrtausends gelaufen waren.

...und Malerei

Dass auch "konventionelle" Gattungen wie Malerei oder Installation ihren Platz am Kunstmarkt behaupten, zeigen "Förderkünstler" wie Robert Klümpen mit seinen belebten Darstellungen von Trinkhallen oder Bob Gramsma, in dessen sperrige Installation aus übereinander getürmten Secondhand-Schrankwänden der Besucher eintreten kann, um durch das Mittelteil eines Busses zu gelangen und als "Schau-Objekt" in einem Kranführerhäuschen zu enden.

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