Bregenz
(VN-ag) Rot im Überschwang und eine Fotoreihe, die
Spiegel und Spiegelung zugleich ist: In der neuen Serie "Mirrorred"
von Ona B. kommt kein Voyeur ungestraft davon, denn Vorsicht: die
Künstlerin schießt zurück - mit ihrer Kamera.
Wie ein Spiegelkabinett wirkt die aktuelle Installation
der Fotoserie "Mirrorred" von Ona B. (geboren 1957, Wien) in der
Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz, die die Schau "Station" im Bahnhof
Andelsbuch ergänzt.
Umgeben von Selbstporträts der Künstlerin, verwandelt sich das
Introvertierte, das der Gattung eigen ist, unter dem Kamerablick von
Ona B. in ein stark extrovertiertes Moment, das den Betrachter
miteinbezieht. So ist die Künstlerin nicht nur Motiv der Fotos, sie
scheint gleichzeitig auch den Betrachter vor den Bildern zu
fotografieren.
Rot bis zu den Lippen
Diese in mehrfacher Hinsicht auftretenden Spiegelungen
verknüpfen sich im Titel der Schau zu "Mirrorred", einer
Wortschöpfung aus "Mirror" und "Red", die das allgegenwärtige Rot
antönt, das im künstlerischen Schaffen von Ona B. seit zehn Jahren
präsent ist. "So als hätte mich diese Farbe gesucht", kommentiert
Ona B. ihre ganz persönliche Beziehung zu Rot, als einer Farbe, die
pure Lebensfreude und Energie verströmt.
Dass sich die Künstlerin trotz aller Ausflüge in Aktionen,
Installationen und Fotografie immer über die Malerei definiert,
beweisen einmal mehr die aktuellen, sehr malerisch wirkenden,
mittels Computer auf Satin übertragenen Selbstporträts von
"Mirrorred".
Als praktizierende Kyudo-Bogenschützin hat Ona B. den Betrachter
von ihren Fotos aus fest im Visier, und wie beim japanischen
Zen-Bogenschießen geht es weniger um das zu treffende Ziel, als
vielmehr um den Akt der Konzentration. Ein Prinzip, das sich auch
auf die weiteren Aktivitäten einer Künstlerin übertragen lässt, die
zu einer jüngeren österreichischen Generation feministisch
orientierter Künstlerinnen gehört. Doch bei aller Inhaltlichkeit,
die transportiert werden soll. Es ist weder der schonungslose
Körpereinsatz noch die kopflastigen Konzepte, die vielfach mit
feministischer Kunst einhergehen, als vielmehr der mitschwingende
Humor, der das Werk von Ona B. auszeichnet und leicht macht.
Wenn sie uns in ihren All-Over-Installationen mit Rot
überschüttet und wahre Farborgien feiert, dann macht sie mit den
Routinen des Kunstmarktes selbstironisch immer auch sich selbst zum
Gegenstand ihrer Untersuchung.
Dass Ona im Tschechischen "sie" und im Japanischen "Frau" heißt,
passt ihr dabei ganz gut ins Konzept. Und so wird Frau B. aus W.
weiterhin verzaubern, wenn sie über allem jenes Rot schweben lässt,
das mehr einem Gefühl als einem benennbaren Farbton entspricht.
Ona B. (Fotos: Grabher)