VN Do, 6.9.2001

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Rot aus Leidenschaft

Ona B. mit "Mirrorred" in der Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz

Bregenz (VN-ag) Rot im Überschwang und eine Fotoreihe, die Spiegel und Spiegelung zugleich ist: In der neuen Serie "Mirrorred" von Ona B. kommt kein Voyeur ungestraft davon, denn Vorsicht: die Künstlerin schießt zurück - mit ihrer Kamera.

Wie ein Spiegelkabinett wirkt die aktuelle Installation der Fotoserie "Mirrorred" von Ona B. (geboren 1957, Wien) in der Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz, die die Schau "Station" im Bahnhof Andelsbuch ergänzt.

Umgeben von Selbstporträts der Künstlerin, verwandelt sich das Introvertierte, das der Gattung eigen ist, unter dem Kamerablick von Ona B. in ein stark extrovertiertes Moment, das den Betrachter miteinbezieht. So ist die Künstlerin nicht nur Motiv der Fotos, sie scheint gleichzeitig auch den Betrachter vor den Bildern zu fotografieren.

Rot bis zu den Lippen

Diese in mehrfacher Hinsicht auftretenden Spiegelungen verknüpfen sich im Titel der Schau zu "Mirrorred", einer Wortschöpfung aus "Mirror" und "Red", die das allgegenwärtige Rot antönt, das im künstlerischen Schaffen von Ona B. seit zehn Jahren präsent ist. "So als hätte mich diese Farbe gesucht", kommentiert Ona B. ihre ganz persönliche Beziehung zu Rot, als einer Farbe, die pure Lebensfreude und Energie verströmt.

Dass sich die Künstlerin trotz aller Ausflüge in Aktionen, Installationen und Fotografie immer über die Malerei definiert, beweisen einmal mehr die aktuellen, sehr malerisch wirkenden, mittels Computer auf Satin übertragenen Selbstporträts von "Mirrorred".

Als praktizierende Kyudo-Bogenschützin hat Ona B. den Betrachter von ihren Fotos aus fest im Visier, und wie beim japanischen Zen-Bogenschießen geht es weniger um das zu treffende Ziel, als vielmehr um den Akt der Konzentration. Ein Prinzip, das sich auch auf die weiteren Aktivitäten einer Künstlerin übertragen lässt, die zu einer jüngeren österreichischen Generation feministisch orientierter Künstlerinnen gehört. Doch bei aller Inhaltlichkeit, die transportiert werden soll. Es ist weder der schonungslose Körpereinsatz noch die kopflastigen Konzepte, die vielfach mit feministischer Kunst einhergehen, als vielmehr der mitschwingende Humor, der das Werk von Ona B. auszeichnet und leicht macht.

Wenn sie uns in ihren All-Over-Installationen mit Rot überschüttet und wahre Farborgien feiert, dann macht sie mit den Routinen des Kunstmarktes selbstironisch immer auch sich selbst zum Gegenstand ihrer Untersuchung.

Dass Ona im Tschechischen "sie" und im Japanischen "Frau" heißt, passt ihr dabei ganz gut ins Konzept. Und so wird Frau B. aus W. weiterhin verzaubern, wenn sie über allem jenes Rot schweben lässt, das mehr einem Gefühl als einem benennbaren Farbton entspricht.

Ona B. (Fotos: Grabher)




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