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Karola Kraus als Mumok-Direktorin "erste Wahl"

22.03.2010 | 18:37 | BARBARA PETSCH (Die Presse)

Kulturministerin Claudia Schmied sprach mit elf Bewerberinnen und Bewerbern. Die Wahl fiel auf Karola Klaust. Nun rumort es in der Szene. GrĂ¼ne sagen: "Eine solide Entscheidung."

Wie heißt das Zauberwort mit zwei O? Sponsoren! Dazu internationale Vernetzung, da kann kein Minister widerstehen. Ausgebootete Bewerber riefen freilich am Montag in der „Presse“ an, um sich wegen des feudalen Stils und mangelnder Transparenz bei der Kür von Karola Kraus zur neuen Direktorin des Wiener Museums moderner Kunst (Mumok) zu beschweren. „Es war keine einsame Entscheidung“, sagt Kulturministerin Claudia Schmied (S). „Ich habe mindestens ein Dutzend Gespräche mit Vertretern der Kunst- und Kulturszene geführt. Elf Bewerber von 33 habe ich persönlich getroffen. Beim Naturhistorischen Museum gab es eine Findungskommission. Mir sind diese Personalentscheidungen sehr wichtig, daher ist es naheliegend, dass ich mir immer ein persönliches Bild mache.“

Hat Kraus, Leiterin der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, Forderungen für das Mumok gestellt? Schmied: „Ich gebe keine Zusagen, die ich nicht einhalten kann. Frau Kraus weiß, dass die Erweiterung des Mumok um die Kunsthalle (die ins Künstlerhaus ziehen soll, was Geld kostet und von Kunsthallen-Chef Gerald Matt abgelehnt wird, Anm.) nicht meine Entscheidung allein ist.“

 

Attraktive Ausstellungen, enger Raum

„Eine solide Lösung“, findet Grünensprecher Wolfgang Zinggl, Vorsitzender des Mumok-Kuratoriums, das im Vorfeld über mangelnde Einbindung murrte. Zinggl glaubt nicht, dass es große Änderungen geben wird: „Die Köb-Linie wird fortgesetzt.“ Edelbert Köb, 1942 in Bregenz geboren, war Künstler, Akademie-Professor, Secessions-Präsident und Gründungsdirektor des Bregenzer Kunsthauses (KUB); 2002 übernahm er das Mumok von Lórand Hegyi. Köb gestaltete viele attraktive Ausstellungen. Er setzte sich für einen Mumok-Neubau auf der Donauplatte ein. Die Erweiterung blieb ein Wunschtraum. Zinggl: „Lieber gibt man das Geld für das ehemalige 20er Haus (eine Erweiterung für das Belvedere, Anm.) aus, was angeblich plötzlich 30 statt 20 Millionen Euro kostet. Ich hätte das nicht gemacht.“

Warum hat sich Schmied für Kraus entschieden? Die Ministerin: „Sie war für mich absolut erste Wahl, sie vereint auf besondere Weise das Bekenntnis zu den Künstlern und zur Qualität. Ich habe sie erlebt in Baden-Baden, auch mit dem Publikum, sie wird das Mumok in idealer Weise in die Zukunft führen.“ Das Mumok erhielt 2009 eine Erhöhung der Basisabgeltung (Subvention) um 1,350 Mio. Euro auf 8,725 Mio. Euro.

2009 kamen 241.000 Besucher. Die Sammlung umfasst 9000 Werke, die Gesamtnutzfläche beträgt 14.000 Quadratmeter. Wichtige Schwerpunkte sind Pop-Art, Fotorealismus, Fluxus und Aktionismus. Wer war außer Kraus fürs Mumok im Gespräch? Barbara Steiner (Galerie für zeitgenössische Kunst in Leipzig), Sabine Breitwieser (ehemalige Direktorin der Generali Foundation), der Schwede Daniel Birnbaum und Ingried Brugger vom Kunstforum (dessen Zukunft nach dem Verkauf der Immobilie durch die Bank Austria mehr als unsicher ist).


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