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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
14. Oktober 2004
00:07 MESZ
Neujustierung mit Auslandsbeteiligung
Weniger Besucher bei der Kunst Wien 2004

Wien - Mit Spannung erwartete die heimische Szene den Auftritt der 60 Aussteller im Rahmen der 10. Kunst Wien. Dass mit der Abwanderung des acht Galerien umfassenden Beiratskerns samt Anhang die Ausrichtung eine andere werden würde, lag auf der Hand. Und reduziert man diese Messe mit zeitgenössischem Fokus auf ihr Bestreben einer Neujustierung, so hätte es maßgeblicher danebengehen können. Zu den angenehmen Erscheinungen zählte einerseits die Beteiligung von Galerien aus dem Ausland - dies gab es bei der vormaligen Kunst Wien nur in den ersten beiden Jahren - und andererseits das Preisgefüge:

Schon mit 100 Euro war man mit dabei. Dagegen konnte das Fotoforum - in Ermangelung eines Angebotes klassischer Fotokunst und geringer Teilnehmerzahl - nicht überzeugen. Immerhin fanden sich insgesamt mehr Fotos auf der Messe als zuletzt. Die kleine Bandbreite: Arbeiten der Abschlussklasse der Grafischen und hier etwa René Wallentins Beweinung Christi für 500 Euro (Galerie Maringer), Reiner Riedler mit Russian Princess (1000 Euro), vertreten durch die Agentur Anzenberger, die Galerie Hummel u. a. mit Arbeiten der Aktionisten.

Wirklich gelungen war das Angebot der Galerie Westlicht: Sie bot analog zur Retrospektive Franz Hubmanns (Chronist des Wesentlichen, bis 7. 11.) auf der Messe eine umfangreiche Offerte in Preisklassen von 800 bis 1500 Euro.

Als Bereicherung können die Aussteller aus dem Ausland jedenfalls gesehen werden, da sie zumindest die bisherige Rainer-Gironcoli-Hrdlicka-Routine beleben: Wenig beratungsfreudig, aber mit einem guten Mix die Galerie Fischerplatz (Ulm), Arbeiten Bernard Venets, Niki de Saint Phalles und eine zweifach verkauften Uecker-Serie (je 2400 Euro).

Besonders gut frequentiert Erhard Witzel (Wiesbaden), der mit Werken von Dirk Brömmel oder den Sumoringereditionen von Beate Sillescu (ab 100 Euro) und den Eulenpendants von Ottmar Hörl (35 Euro) gefiel und auch schmälere Budgets bedienen konnte.

Die aus Bratislava stammende Komart-Galerie gab eine beachtenswerte Lektion auf dem Gebiet geometrischer Abstraktion, während die aus Prag angereiste Institution IRSA Fine Art an ihrer Präsentation arbeiten sollte, da ein solches Sammelsurium an Objekten den Betrachter eher verschreckt als lockt.

Zu den Fixstartern der Kunst Wien 2005 gehört auch die Galerie Nuova Artesegno (Udine), die bereits Interesse an einem größeren Stand angemeldet hatte. Auch Peithner-Lichtenfels war am letzten Tag der Messe ob seiner Verkäufe guter Dinge - u. a. wechselten mehrere Bronzen (330 bis 2600 Euro) von Anne Strobl den Besitzer, und für die im Rahmen einer Personale demnächst zu sehenden Transforming Walls von Hannes Mlenek gab es viel Nachfrage - nur weniger Besucher als in den vergangenen Jahren bemerkte auch er.

Die vom Veranstalter abschließend lancierte Statistik von 11.000 Besuchern scheint dann doch zu optimistisch und hoch gegriffen. (kron / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.10.2004)


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