Übergangswesen | |
Die Schau stellt Künstler und Künstlerinnen aus drei Generationen vor, in deren Arbeiten und Biografien der Dilettantismus eine zentrale Rolle spielt. |
Im Forum Stadtpark sollen Dilettanten zu
sehen sein, aber die gleichnamige Ausstellung ist besser als ihr Ruf:
Zwar betonte der Kurator Orhan Kipcak zur Eröffnung, dass
Dilettantismus am Beginn einer Reihe avantgardistischer Bewegungen habe,
doch wird vom Forum schon deswegen kein neues Zeitalter ausgehen, weil von
der typischen Diskrepanz zwischen Mehr-wollen als Schlecht-können bei den
ausgestellten Positionen wenig zu sehen ist - um so mehr professionelles
Amüsement in und die Herstellung von Absurdem. Können Formal am strengsten verfährt dabei noch Wolfgang Müller, der die
Übersetzung der von Johann Wolfgang von Goethe verfassten "Metamorphose
der Pflanzen" ins Isländische in Auftrag gab und bei der nach dem ungleich
weniger berühmten Enkel benannten Walther von Goethe Foundation erst in diesem Jahr
veröffentlichte. An der Wand des Ausstellungsraumes sind mit Akribie Kopien des
deutschen Urtextes neben solchen der Übersetzung montiert. Auf der anderen
Seite des Raumes wiederum stellt Timm Ulrichs Objets trouvés im
eigentlichen Sinne des Wortes aus: In flachen Schaukästen sind einzelne
Stücke aus den Sammlungen des Grazer Fundamtes zu sehen - banale
Gegenstände des Alltags wie ein Schraubenschlüssel, ein SCSI-Adapter und
ein einzelner rechter Handschuh. Nicht ganz so verloren sieht allerdings
das Handbuch der Geflügelzucht aus, das offenbar einmal in den Regalen der
Universitätsbibliothek Graz stand. Wollen "Mit dem wollten wir auch noch was machen" könnte als Motto für das
Séparée stehen, das sich monochrom eingerichtet haben, ist aber bloß auf ein
Frühstücksbrett gekrakelt, das lieblos mit Draht und Öse am Fensterrahmen
befestigt ist. Und wie schon Ulrich, gewähren auch sie Einblick in eine Sammlung an
Seltsamkeiten, sorgen dabei aber für deren Bestand lieber selbst: die
Verfremdungen von Einkaufszetteln, kommentierten Collagen und
zusammenhangsversetzten Bilder atmen den Ernst bastlerischer Sorgfalt und
sektiererischen Eifers, der nicht ernstgenommen werden will und doch
ergreifend sein kann. Ende mit atonaler Reinheit Als monochrom zum Ende der Eröffnung eine textlich modifizierte Version
des religiösen Schlagers Danke anstimmten, hatte ihre Gemeinde zwar nicht die
stimmliche Gewalt eines Kirchenchors, aber doch die atonale Reinheit
echten Proselytentums. Tipp: Ausstellung "Dilettanten", Konzeption: Orhan Kipcak, Forum Stadtpark,
Graz, bis 24. November. Link: Dilettanten | ||||