22.10.2003 21:49
Fiac Paris: Rückblick auf ein nationales
Ereignis
... mit einem höchst kontrastierten
Nachgeschmack
Paris - Die dreißigste zeitgenössische Kunstmesse Fiac
Paris, die vom 9.-13. 10. in den Messehallen der Porte de Versailles stattfand,
hinterlässt einen höchst kontrastierten Nachgeschmack. Grob gesagt schnitten die
französischen Galeristen zufrieden stellend ab, während die Aussteller aus dem
Ausland, so ferne sie ihre heimischen Künstler privilegierten, oft lange
Gesichter zogen.
Dies gilt nicht für Michael Schultz aus Berlin, der
sofort zur VIP-Champagner-Vorschau einen Georg Baselitz für 150.000 Euro
absetzen konnte, sowie Werke der Baselitz-Schüler Norbert Bisky und SEO, die
nach Moskau bzw. Frankreich gehen.
Auch Marlborough (New York) schnitt
mit seiner One Man Show des Chinesen Zao Wou-Ki, dem seit dem 14.10. im Musée du
Jeu de Paume eine grossartige Personale gewidmet ist, mit Verkäufen von 20.000
bis 700.000 Euro exzellent ab. Thaddäus Ropac verkaufte Warhol's Porträt von
Jean Cocteau ebenfalls aus Aktualitätsgründen, da das Multitalent Cocteau mit
einer Werkschau im Centre Pompidou vertreten ist.
Die Galerie Nächst St.
Stephan, ebenso wie ihre französische Kollegin Galerie de France, sind
zufrieden, obwohl letztere nur ein Werk von Rebecca Horn im oberen Preisbereich
absetzen konnte. Ansonsten wird über die Abwesenheit der großen internationalen
Galeristen, die ihre Sammler mitgebracht hätten, geklagt.
Deutsche
Aussteller gehen so weit, die Fiac Paris als "nationales Ereignis" zu bezeichnen
und darauf hinzuweisen, dass bedeutende Galeristen (wie die heuer abwesende
Alice Pauli) bei französischen Kollegen aneckten, weil sie die gleichen Künstler
wie sie anboten.
Auch das Rahmenprogramm für die geladenen Sammler war
mager. "Es wäre doch schön, so berühmte Sammlungen wie die von François Pinault
oder Bernard Arnault exklusiv ansehen zu können", regt Michael Janssen aus Köln
an. (ogw/DER STANDARD, Printausgabe, 23.10.2003)