Salzburger Nachrichten am 11. Oktober 2001 - Bereich: kultur
Das "Enfant terrible" im Wiener Museumsquartier

Die französischen Architekten Lacaton/Vassal haben die Cafeteria des Architekturzentrums gestaltet und damit den ohnehin azyklischen Raum-Mix noch gesteigert. Das Kreuzgewölbe ist mit keramischen Fliesen ausgelegt, deren Ornamentik nicht nur an den Orient gemahnt. Die Fliesen wurden nach den Entwürfen der türkischen Designerin Asiye Kolbai-Kafalier in Istanbul angefertigt (/Jäger). Alt/Neu erhielt damit eine West-Ost-Achse.

An der Rückwand des luftigen Pavillons kippt Betonstein (noch dazu mit dem Firmennamen des Spenders) das "internationale Gebilde" ins Triviale. Im Zusammenhang mit dem transparenten Entre`e, dem neuen/alten Ausstellungsraum, der durch seine totale Färbung in Orange sehr frisch wirkt, dem spartanischen Vortragssaal und dem immer noch unverputzten Relikt aus der Zeit der Hofstallungen, dem zweiten Ausstellungssaal, entstand ein "schräges", aber doch angenehmes Ambiente.

Die Ornamentik kehrt wieder! Nicht nur die gerade für ein Architekturzentrum wohl sehr überraschende "Botschaft aus Byzanz", auch die Strukturen (alte Ziegelwände) und der restliche Materialmix signalisieren einen lockeren Umgang mit dem Thema Architektur. Es sollte nicht zu museal werden, meint Dietmar Steiner, der Promotor und Motor, der für das seit 1992 bestehende und gut angenommene Architekturzentrum viel Platz beanspruchen konnte und zumindest von der Stadt Wien auch ein anständiges Budget bekommt. Der Bund hielt und hält sich auf Distanz.

JANA WISNIEWSKI