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Kunstmesse Salzburg: Zu traditionell für Luxus

05.08.2007 | 17:44 |  (Die Presse)

Am Samstag ging die erste Salzburg World Fine Art Fair zu Ende. Die Stimmung unter den Händlern ist stark durchwachsen.

Die Immobilien, Hotels und Restaurants wären zu billig, Karten seien für fast jede Vorstellung noch erhältlich – und überhaupt sei die Exklusivität Salzburgs zur Festspielzeit eine Illusion. Roberto Polo von der Pariser Galerie Historismus kann seine Enttäuschung schwer verbergen – ohne pessimistisch klingen zu wollen, wie er betont. Er sei „nur ehrlich“ .

Eine Woche hatte der Händler während seiner Teilnahme an der ersten Sommer-Antiquitätenmesse in der Salzburger Residenz, der französisch geprägten „Salzburg World Fine Art Fair“, Zeit, die Stadt auf ihr Luxus-Potenzial, also auf kaufkräftiges Publikum für seine Design-Preziosen von Kolo Moser bis Rietveld zu überprüfen. Das Ergebnis: nicht überzeugend. Im Gegensatz zu Moskau, wo derselbe Veranstalter („Art Culture Studio SA“) seit 2004 ebenfalls eine im obersten Preissegment angesiedelte Antiquitätenmesse organisiert, sei das Publikum hier vielleicht reich, aber traditionell. So traditionell, dass nicht viel Geld ausgegeben werde, analysiert Polo.

Verkauft habe er schließlich gar nichts, auch das Interesse sei nicht übers Erfragen von Info-Blättern hinausgegangen. „Wir sind ja nicht als Amusement für die Festspielgäste da“, klagt er: „Wir sind professionelle Geschäftsleute.“


Vielleicht war die Messe zu früh?

Die Messe wurde von dem von ihm für seinen Einsatz hoch geschätzten Bruce Lamarche zwar sehr schnell auf die Beine gestellt. „Aber das ist keine Entschuldigung, wir haben trotzdem gleich viel zahlen müssen“, so Polo. Sein Auftritt kostete ihn inklusive Reise- und Transport 50.000 €. Trotzdem habe er Salzburg als Handelsplatz noch nicht aufgegeben, vielleicht sei auch der Zeitraum, die erste Festspiel-Woche, zu früh angesetzt gewesen. Wenn die Veranstalter ein Aussteller-Komitee einrichten, das, wie international üblich, die Qualität sichert, würde er jedenfalls wiederkommen.

Die offizielle Bilanz der SWFAF klingt naturgemäß euphorischer, die Messe sei „mit Erfolg zu Ende gegangen“, und einige von Polos Kollegen scheinen auch sehr wohl verkauft zu haben. Neben dem Münchner Altmeisterhändler Bernheimer, der angab, Gemälde von Angelika Kauffmann und Johann Georg Platzer verkauft zu haben, zeigten sich vor allem die zwei Wiener Kunsthändler Kovacek sowie Wienerroither & Kohlbacher zufrieden, die alle Interesse für 2008 signalisierten. Sylvia Kovacek etwa verkaufte Arbeiten von Olga Wisinger-Florian, Wilhelm Thöny, George Grosz, Arnulf Rainer. Und auch die originellste Präsentation, Kraemer aus Paris mit aufwendigen barocken Hunde-Körbchen, konnte zwei dieser seltenen Objekte ans spendable Herrchen bzw. Frauchen bringen. sp

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2007)


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