Salzburger Nachrichten am 19. April 2005 - Bereich: kultur
Spiele mit der Zeit Zeitgewinn und
Zeitverlust: Das Medienkulturfestival "Basics" widmet sich Technologien,
die das Leben beschleunigen und ihren alltäglichen Auswirkungen.
SALZBURG (SN-pac). Ein Film, dessen Herstellung nur 36 Stunden in
Anspruch nimmt, ein Schnellkurs im Kennenlernen neuer Freunde und ein
Computerspiel, das - wenn es lange dauert - nach vier Sekunden zu Ende
ist: Eilig haben es viele Protagonisten des Salzburger
Medienkulturfestivals "Basics". Fragen nach der Beschleunigung der Zeit
durch moderne Technologien und ihre Auswirkungen auf den Alltag stehen im
Zentrum des von ARGEkultur, Galerie 5020, dem Verein subnet und der
Salzburger Fachhochschule für Multimediaart veranstalteten Festivals, das
am Donnerstag eröffnet wird. "Uns interessiert nicht die Frage, was neue
Technologien können, sondern was sie für unseren Alltag bedeuten, indem
sie etwas mit uns machen", erklärte Hildegard Fraueneder von der Galerie
5020 in einem Pressegespräch am Montag. In einer Ausstellung, Workshops, Konzerten, Performances und einem
Symposion sollen die komplexen Wechselwirkungen zwischen zeitsparenden
technologischen Neuerungen und dem subjektiven Zeitempfinden auf
verschiedenen Ebenen thematisiert werden. So wird auch das
"Basics"-Symposion am Freitag mit einem Vortrag des deutschen Soziologen
Hartmut Rosa zu "Paradoxien der Zeiterfahrung in der
Beschleunigungsgesellschaft" eröffnet, während die Medienwissenschafterin
Karin Bruns die "Zeiterfahrung im Computerspiel" beleuchtet. In Miniaturform spiegele sich die allgegenwärtige Zeitbeschleunigung
auch in der Kultur des Spielens, sagt Fraueneder. Deshalb ist die
"Basics"-Ausstellung unter dem Motto "Play it again" Künstlern gewidmet,
die Spielformen vor allem aus der Unterhaltungselektronik aufgreifen und
auf Strukturen der realen Welt ummünzen. Zur Eröffnung der Ausstellung am Donnerstag wird in einer Live-Aktion
von Elisabeth Jungert "Theoretisches Fußball für Frauen" gespielt. Linda
Erceg lässt in einer Doppelprojektion zwei Spielfiguren, die wie
übersexualisierte Lara Crofts wirken, Jagd auf ihre eigenen Klone machen.
Eine Künstlergruppe aus Linz borgt sich Psycho-Spiele aus der Welt des
Coaching aus, um Machtstrukturen im Kunstbetrieb sichtbar zu machen. Zu den Konzerten in der ARGEkultur haben die Veranstalter das
Electronics/Visuals-Duo Rechenzentrum und die Electronic-Formation Apparat
eingeladen. Mitglieder der Medienwerkstatt "Schmiede Hallein" ermitteln
via Netzwerkarbeit "50 neue Freunde", in der Aktion "Instant 36" wird ein
Kurzfilm in Bestzeit erstellt. Wem das alles zu schnell geht, der kann
sich dem "Verein zur Verzögerung der Zeit" anschließen und im "Zeitsalon"
sinnieren: "Was tun mit der vielen Zeit, die wir gewinnen?"Basics
Festival. Medien/Kunst Gesellschaft, 21.-30. April 2005. Informationen:
www.basics-festival.net |