Vienna Online - Newsfeed - Nachrichten - Mittwoch, 25. Februar 2004
16:56:00 Aktionist Otto Mühl beschimpft
Österreicher
"In Österreich erlebe ich nur noch alpine Verkrüppelung: Haider, das
Volkstanzen, die weißen Stutzen, die Lederhosen, das Jodeln, das wird
immer nur noch schlimmer. Und der Schüssel! Das ist widerlich", schimpft
der Künstler in dem Gespräch, das im portugiesischen Faro geführt wurde,
wo er mit einer kleinen Gruppe von Erwachsenen und Kindern lebt. Auf die
Frage, "wie viel Österreich" in seiner Kunst wäre, antwortet Mühl: "Gar
nichts." Er wäre lieber Franzose als Österreicher. "In Wien gibt"s doch
gar keine interessanten Leute mehr. Sind doch alle emigriert. Ich komme
mir vor wie ein Jude. Geistiger Jude." Sein Kommunen-Experiment wäre unter anderem an der Expansion
gescheitert: "Am Ende waren wir 700 Leute. Das war ein schwerer Fehler.
Dass alles zugrunde gegangen ist, ist auch meine Schuld. Wir hätten klein
bleiben müssen. Wie jetzt hier in Portugal." Sechseinhalb Jahre Haft hat
der unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs Verurteilte abgesessen. Den
Vergewaltigungsvorwurf bestreitet er: "Der Anwalt hat uns geraten, alles
zu gestehen. Ich bin kein Kinderschänder. Das ist doch Blödsinn. Das waren
alles entwickelte Mädchen (...) Mir tut es leid, dass sie alle so zerstört
worden sind. Sie sind mehr Opfer der Auflösung der Kommune als Opfer der
freien Sexualität." In den Geschichtsbüchern solle einmal über ihn stehen,
"dass ich ein extremer Mensch war. Und deshalb auch angegriffen wurde", so
Mühl. |