Die Galerie als Kommunikationszentrum

Die österreichische Projekt- und Konzeptkünstlerin Gertrude Moser-Wagner über ihre Druckerlebnisse mit Andreas Stalzer.


Die Person Andreas Stalzer ist für mich immer mit einem positiven Vorurteil versehen, er gehört zu den netten Menschen Wiens, auch habe ich noch von niemandem gehört, er oder sie würde Andreas nicht schätzen oder habe gar schlechte Druckerfahrungen mit ihm gemacht. Dabei geht eine professionelle Zusammenarbeit mit ihm weit über die Arbeit in der Werkstatt und am gegenständlichen Siebdruck hinaus.

Ein Lernender

Zuallererst ist er ein hervorragender Siebdrucker, ein Berater bei Durchführungsproblemen, einer, der sein Fach beherrscht und offen, ja gierig auf neue Herausforderungen ist. Auch bezeichnet er sich, wie das gute Fachleute oft machen, selbst als einen Lernenden. Daher ist ihm keine Problemstellung zu schwierig.

In ausladenden Gesprächen und Versuchen wird dann, am Siebdruck selbst, diese Zusammenarbeit gleichsam als ein Prozess realisiert. Das ist offenkundig eine Arbeit zweier Gleicher, denn man kommt bald drauf (soferne man das erste Mal mit ihm druckt), dass es sich hier um einen wirklichen Kollegen handelt, der, so wie man selbst, den fachlichen Eros mit ins Spiel bringt - um das Ergebnis fürchtet, wirbt und kämpft und die zu entstehende Produktion wie seine eigene hätschelt.

KünstlerInnen, die mit Andreas Stalzer arbeiten: Gabriele Moser-Wagner, Siebdruck in 2 Farben
KünstlerInnen, die mit Andreas Stalzer arbeiten: Gabriele Moser-Wagner, Siebdruck in 2 Farben

Ein Grenzüberschreiter

So wie viele Künstlerinnen und Künstler ist er bereit, in der Arbeit förmlich aufzugehen, die körperlichen Grenzen und Kräfte zu überschreiten (leider, für ihn und seine Physis) und nicht innezuhalten - sodass man ihm manchmal zurufen müsste: Stop jetzt, geh in den Garten!

Hat er diesen nicht bewusst im Hof vor seiner Werkstatt eigenhändig angelegt? Gleichzeitig lädt dieser Umstand zum - nicht nur - sommerlichen Besuch in die Barnabitengasse ein, gehört man einmal zum Zirkel "seiner KünstlerInnen". Natürlich stört man ihn dann in seinem Dauerstress, natürlich lässt er sich das dann nicht anmerken. Man ist aufgefordert, sich ein wenig an den Tisch im Garten setzen, zu verweilen - er bringt ein Glas G'spritzten von der Werkstatt herüber, er setzt sich, nimmt sich Zeit - dabei tut man ihm vielleicht was Gutes - sagt man sich, schlechten Gewissens ob der Störung. Sich selbst tut man jedenfalls auch was Gutes, denn es bringt Freude, einfach zu plaudern, darf man doch nicht vergessen, dass die Siebdruckwerkstatt auch ein Begegnungsort der Künstlerschaft ist, ein Ort von Austausch und Information und das nicht nur bei den Eröffnungen, den sorgfältig gestalteten Präsentationen in der Galerie Stalzer.

Bisherige Projekte

Während ich dieses schreibe, habe ich eine unbändige Lust bekommen, meinen nächsten Siebdruck mit Andreas sehr bald anzugehen, möglichst noch vor dem Sommer. Die drei Präsentationen, die ich bei Andreas Stalzer machte, waren von ihm bestens räumlich und inhaltlich betreut. Einmal war es sogar eine schmale Wand, die eigens für meine Neonarbeit errichtet wurde und die demnächst fällt, wie ich höre (Beteiligung an der Ausstellung "Arbeiten mit Glas", 1991), dann waren es kreisrunde, stark gerasterte Fotosiebdrucke, zehn Ergänzungen ausgestanzter Löcher im entsprechenden Größenverhältnis auf einem Siebdruck zwischen Glas, Teile einer Installation mit politischen Bezügen, und diesmal als Wandsiebdrucke händisch aufgetragen ("einige topografische Setzungen", 1990) und schließlich war es die Lage und Dynamik des Ortes selbst, diese Schaufenstersituation, inklusive Passanten.

Dauerhafte Installation

Die Galerie Stalzer war der logische, konzeptuelle Zweit-Ort für einen riesigen Raumspiegel, in dem sich nicht nur das Gegenüber, sondern speziell ein Fotomotiv spiegelte, dessen Original sich am Erst-Ort, dem Neidhart-Fresken-Haus in der Innenstadt befindet und in der Galerie Stalzer in einem Monitor befand ("Videoman-Spiegelraub", 1994).

Dieser Kunst-Spiegel aber ist mittlerweile Teil des Hofs, montiert an einer dem Grün zugekehrten Wand des vorher beschriebenen Gartens, auch andere Künstler ließen Spuren - eben, was sagte ich - da soll der Mensch nicht einen gewissen Drang verspüren, öfters in der Galerie und Siebdruckwerkstatt von Andreas Stalzer vorbeizukommen?

Tipp:

Getrude Moser-Wagners neueste Arbeiten in der Reihe "Art in Opposition" sind zwischen 16.5 und 2.6.2000 sind unter dem Titel "Soil Sample Series" in der Akademie der Wissenschaften in Prag zu sehen.

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