Der Stellenwert der Kunst liegt im Detail
ERNST P. STROBL Wien (SN). Auf den ersten Blick sind es düstere Bilder, der Maler verwendete für die meisten Arbeiten eine dunkle Palette, der pastos-kraftvolle Farbauftrag unterstützt diesen Eindruck noch. Der Ausstellungstitel „Sehnsucht nach dem Süden“ erschließt sich erst langsam. Mit Leopold Hauer hat das Leopold Museum – nach Josef Maria Auchentaller – erneut einen Künstler zur Entdeckung „freigegeben“. Hauer ist vielleicht kein Künstler der Oberliga, aber sehr interessant als einer, der viele Einflüsse vereinte und sich doch selbst treu blieb.
Die Ausstellung schlägt einen Bogen von Früh- bis Spätwerk, von Malerei bis Grafik. Das Sammlerehepaar Rudolf und Elisabeth Leopold pflegte zu Hauer freundschaftliche Beziehungen, die bis in die 1950er-Jahre zurückreichten. In Kontakt war man gekommen, da Hauer ein Aquarell von Albin Egger-Lienz zum Verkauf anbot. Egger-Lienz war einer der „Götter“ von Leopold Hauer, der von seinem Vorbild die dunkle Farbpalette übernahm, sich in seinen Bildern allerdings auf Formen beschränkte und nur ganz selten einen Menschen als Silhouette in seine Landschaften setzte.
Hauers Vater hatte nicht nur Egger-Lienz gesammelt, sondern auch als erfolgreicher Gastronom das „Griechenbeisl“ berühmt gemacht und mit Kunst geschmückt, um Talente wie Schiele, Kokoschka oder Faistauer zu fördern. Schiele mit menschenleeren Landschaften, mit seinen Haus- und Stadtansichten beeinflusste Hauer enorm bis zum Epigonentum. Mit 18 übernahm Hauer von seinem früh verstorbenen Vater das Lokal und studierte schließlich an der Akademie der bildenden Künste. Der Einsatz im Ersten Weltkrieg in Russland und Italien führte zum nervlichen Zusammenbruch. Hauer beendete 1924 preisgekrönt sein Studium, erste Ausstellungen brachten Anerkennung. Den Zweiten Weltkrieg überstand Hauer in Wien, mit Stalin-Porträts sicherte er nach dem Krieg der Familie das Überleben. 1949 gründete er das Künstlerhauskino und reiste in den folgenden Jahren vielfach mit Jeep und Wohnwagen in den Süden nach Italien oder Dalmatien, wo er zahllose Motive fand. Diese flächigen, aber effektvollen Bilder bilden das Schwergewicht der Ausstellung, wozu noch zahlreiche Zeichnungen und Detailskizzen kommen. Nebensächliches erhielt durch den scharfen Beobachter einen großen Stellenwert und Strahlkraft. Der Sammler Leopold Rudolf nennt es die „Ursprünglichkeit, Ruhe und Besinnlichkeit“, die wirksam bleibt.Leopold Hauer im Leopold-Museum Wien, bis 28. September