06.10.2003 11:52
Vom Winde verweht
Realistisch,
aber nicht ganz: die aktuelle Schau "Schach" von Anna Meyer in der Galerie
Krobath Wimmer - Foto
Der Stil, eine Art Neoverismus, ist derzeit ziemlich en vogue,
nicht nur in der Kunst. Ihre fotorealistischen Malereien, ob im Großformat oder
suggestiv-installativ auf kleinen Aluplatten von der Decke hängend, macht
Anna Meyer allerdings schon seit ungefähr einer Dekade.
Außerdem
spielt sie auf vielen künstlerischen Registern, das demonstriert auch ihre
aktuelle Schau, in der "schach", das rot-weiße Muster, den (auch
kunstgeschichtlich) beziehungsreichen roten Faden bildet. Der trotz allem
Realismus locker-flotte Malstil in Lassnig-Farbskalen führt ein Eigenleben; die
Bildausschnitte gleichen perfekten Filmstills, lassen in kleinen Details auch
Witz aufkeimen.
Frühere Billboards und Demo-Bilder weichen jetzt fast
menschenleeren Szenen, wobei die Künstlerin, die auch immer über die Schranken
der Malerei hinauswies, zwei Topografien miteinander verwebt. Einerseits Bilder
aus Ägypten: Straßenszenen und nie fertig gestellte Häuser-Baugerüste, an deren
Fundamenten quasi nomadische Zustände herrschen. Andererseits Karl Schwanzers
derzeit vor sich hin rottendes, modernistisches Wiener 20er-Haus, das Meyer
solcherart in Erinnerung ruft. Auch in Form eines (am Video vom Winde verwehten)
Architekturmodell. Damit es zu keinem Schachmatt kommt. (dok/DER STANDARD,
Printausgabe, 6. 10.2003)