Das konvolutartige Gemisch "von der Schule von Barbizon
bis zum Konstruktivismus" aus dem Belgrader Nationalmuseum wird unter der
Bezeichnung "Meisterwerke" vorgestellt. Doch nicht nur, daß ein
individuelles Profil der erst nach der jüngsten politischen Wende aus den
Museumskellern geborgenen und nun erstmals im Ausland gezeigten Sammlung
kaum erkennbar wird - es fehlen in ihr auch zentrale Eckpfeiler.
Der Schwerpunkt liegt auf Entwicklungen in Frankreich im
Lauf eines Jahrhunderts zwischen 1830 und 1930. Aber ein Manet oder
Cézanne sind ebenso wenig zu finden wie Braque oder Léger. Picassos
Stellenwert soll anhand zweier peripherer Federzeichnungen abgelesen
werden.
Der Katalog wartet offenbar auf Leser, denen bisher
verborgen geblieben war, was die Maler von Barbizon, die Impressionisten
oder Fauvisten, die Kubisten für die künstlerische Entwicklung der Zeit
bedeutet haben. Der belehrende Ton, in dem uns Redundantes zu erklären
versucht wird, wirkt absurd.
Nicht uninteressant aber ist das Zustandekommen dieser
Sammlung, worüber etwas erfährt, wer die Angaben zu den Provenienzen der
einzelnen Stücke verfolgt. Zu erfahren ist auch, daß das 1844 gegründete
Museum einmal die Bezeichnung "Fürst Pale" führte. Auf ihn geht der Erwerb
der interessanteren Werke zurück.
Das sind etwa Arbeiten von Corot, Derain, eine
"Tahitische Frau" von Paul Gauguin, die wunderbar gemalte Rotbuche von
Henri Matisse, deren Vorbesitzer der berühmte Kunsthistoriker Bernard
Berenson war, oder eine Variante der Kathedrale von Rouen von der Hand
Claude Monets.
Die meisten Erwerbungen erfolgten Ende der 20er oder
während der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, darunter ein schönes
Stilleben von Pierre Bonnard, eine Chagall-Gouache, ein atypisches,
"klassisches" Stilleben von André Derain. Die Stadt Amsterdam schenkte den
Belgradern 1931 nicht nur zwei kammermusikalische Arbeiten von Van Gogh,
sondern auch einen späten Mondrian. Eine Skizze von Toulouse-Lautrec für
ein Porträt der Sängerin Yvette Guilbert wurde "1952 vom Institut für
Denkmalschutz beschafft". Was da wohl dahinter steckt?
Teile der Museums-Sammlung wurden in zwei Weltkriegen
geplündert, vernichtet. Was erhalten blieb, ist selbstverständlich
sehenswert, erfüllt bloß nicht den Anspruch, mit dem diese Auswahl
vorgestellt wird.
Bis 1. September, Di - So 9 - 18 Uhr.
© Die Presse
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