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Kunstberichte
Michael Goldgruber kuratiert eine Schau im Kunstraum Niederösterreich

Künstlerisch bis ans Äußerste gehen

Gegengewicht zum Extremsport-Hype: Michael Goldgruber. Foto: habres

Gegengewicht zum Extremsport-Hype: Michael Goldgruber. Foto: habres

Von Christof Habres

Wien. Michael Goldgruber ist ein Künstler, der immer wieder Extreme auslotet. Nicht im Sinn tradierter, Bohème-affiner Klischees, sondern tatsächlich als persönliches Erfahrungsmoment: als wesentlicher Teil seiner künstlerischen Arbeit. Seinem Sich-Bewegen in der Natur, sei es während des von ihm praktizierten Sportkletterns oder bei ausgedehnten Touren durch die Bergwelt, liegt auch das Konzept künstlerischen Erkenntnisgewinns zugrunde.

Einerseits geht es Goldgruber um die Bewegung im Raum, den Versuch der Menschen, sich Räume durch (Extrem-)Sport zu erobern und dabei auch Landschaft zu "konsumieren". Ansätze, die er in seinen Videos und Filmen verarbeitet. Andererseits macht er in seinem malerischen und fotografischen Werk deutlich, mit welchen architektonischen Konzepten versucht wird, Landschaften dem menschlichen Erlebniszwang unterzuordnen. In diesen Serien sind Aussichtsplattformen, Beobachtungstürme oder andere waghalsige Aussichtskonstruktionen, teils malerisch abstrahiert, zu sehen – architektonische Extrembauten, die es Personen ermöglichen, auch ohne große sportliche Anstrengung Gipfelsiege zu erringen. Aber natürlich gleichzeitig mit dem massiven Eingriff der Menschheit in die Natur auch eine Bevormundung des Individuums bedeuten, einen Verlust der Selbstbestimmung und Eigenverantwortung. Michael Goldgruber macht das in seinen vielschichtigen Arbeiten transparent.

Raum ausloten und erobern

Nun hat der Künstler sein persönliches, künstlerisches Konzept für die Ausstellung "Extrem" erweitert und auf andere Medien ausgedehnt: Er hat 13 Künstlerinnen und Künstler dazu eingeladen, Arbeiten zu präsentieren, die sich aus verschiedenen Blickwinkeln diesem Aspekt nähern; sich also mit den individuellen Erfahrungen auseinanderzusetzen, welche das Ausloten und die Vereinnahmung von Räumen, entweder durch Bewegung oder aus teilweise ironischer Distanz, zum Inhalt haben. "Es geht sehr stark darum, dass dem oft sensationslüsternen Hype bei der medialen Aufarbeitung von Extremsport ein künstlerisches Gegengewicht geboten wird", erklärt Michael Goldgruber im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Wobei es für ihn eben nicht um oberflächliche Höchstleistungen geht, sondern um einen sehr individuellen Ansatz, wie Räume und Landschaften erlebt oder erlebbar gemacht werden.

Bis 14. Mai; Herrengasse 13, 1010 Wien

 

Printausgabe vom Donnerstag, 24. März 2011
Update: Montag, 28. März 2011 12:03:00

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