„Produktion“ – unter diesem Titel präsentiert der Oberösterreichische Kunstverein ein Ausstellungsprojekt von Ulrike Johannsen und Martin Dickinger. Beide setzen sich in ihren Arbeiten nicht nur mit der Produktion, sondern vor allem mit deren Endziel, dem Konsum, auseinander. Einem Zitat von Karl Marx, der die Warenproduktion noch als Ausdruck von Individualität ansah, wird die anonyme Masse gleichförmiger Gegenstände entgegengesetzt. Die Eigenart der aktuellen Lifestylekultur wird auf diese Weise deutlich.
Dickinger überzieht Alltagsgegenstände mit einer Hülle aus grauem Papiermaschee. Das Ausgangsprodukt – Ketchupflasche, WC-Ente oder gar eine Axt – wird seiner ursprünglichen Oberfläche und Funktion entledigt und in ein graues, markenloses Zeichen verwandelt. Die anonymisierten, funktionslosen Dinge werden zu riesigen Halden angehäuft und verweisen einerseits auf die Müllhalden der Konsumgesellschaft, andererseits erscheinen sie wie Vorboten eines gigantischen Waren-Tsunamis. Die Handarbeit, in der seine Werke Stück für Stück überformt werden, stellt einen Widerspruch zu der maschinellen Herstellung von Industrieprodukten dar. Das Kunstwerk bleibt im Sinne Marx’ letztlich noch immer Ausdruck von Individualität und Persönlichkeit.
„kontrolliere mich/gehorche mir“
Ulrike Johannsen spielt in „Stockholm Syndrome“ auf das psychologische Phänomen an, bei dem Opfer zu ihren Entführern ein positives emotionales Verhältnis aufbauen. Die Künstlerin fertigt Businessanzüge an, denen die Aufforderung „kontrolliere mich / gehorche mir“ als winziges Muster eingeschrieben ist, ein Verweis auf Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse in der Arbeitswelt. Eine andere Installation kombiniert goldene Netze mit Fotos von Modellen in Anzügen und Sturmhauben. Die Ausstellung zeigt ein interessantes Thema, künstlerisch sehr gut umgesetzt. (est)
Info: Zu sehen noch bis 24. Februar in der Galerie Oberösterreichischer Kunstverein, Ursulinenhof im OÖ Kulturquartier, Landstr. 31, 4020 Linz. Mo-Fr 15-19 Uhr.