Farbenreiches Universalmuseum
Joanneum. Der Name und das Erscheinungsbild des ehemaligen Landesmuseums werden erneuert. Nicht alle sind darüber glücklich.
Martin Behr Graz (SN). Raider heißt bekanntlich Twix, die Küchenrolle Bounty seit Kurzem Plenty, und das steirische Landesmuseum Joanneum heißt ab morgen, Donnerstag, „Universalmuseum Joanneum“.
„Mit dem alten Namen hat man vor allem im Ausland wenig anfangen können, zudem ist die Universalität für uns ein wichtiges Qualitätsmerkmal“, erläutert Joanneum-Intendant Peter Pakesch, der am Dienstag den neuen Namen und das neue Erscheinungsbild des steirischen Museumsverbunds präsentiert hat. Für jeden der dreizehn Standorte in der grünen Mark wurden vom Wiener Büro Lichtwitz dreifarbige, an Flaggenmotive erinnernde Farbcodes entworfen.
Die Farbmotive evozierten Kurzgeschichten, so sei etwa für das Zeughaus „Eisen-Silber-Blutrot“, für die Abteilung Geologie sei „Lava-Erdbraun-Meerblau“ gewählt worden, sagt Pakesch, der das Joanneum als „größtes Universalmuseum Mitteleuropas“ bezeichnet: „Weltweit größer sind das Smithsonian in Washington und die Carnegie Museums in Pittsburgh.“ Der Intendant freut sich darüber, dass „alle Häuser des Joanneums unter derselben Flagge segeln“, doch die im Pressetext angeführte „universelle Harmonieformel“ des farbenreichen Corporate Designs wird nicht von allen goutiert.
„Wir sind nicht glücklich, ja bestürzt darüber, dass wir unser bewährtes Logo aufgeben müssen, dass ein neues Erscheinungsbild verordnet wurde“, erklärt etwa Christa Steinle, die Leiterin der Neuen Galerie Graz. Es sei generell problematisch, wenn sich Inhalte einem Marketingkonzept unterwerfen müssten, kritisiert Steinle. Sie fürchte zudem, dass die Identität ihres Hauses Schaden erleide.
Ungeachtet dieser Irritationen schreitet die Neuaufstellung des Universalmuseums, das im Jahr 2011 sein 200-Jahr-Bestandsjubiläum feiern wird, voran. Markanteste Änderung: das ab 2011 zugängliche Joanneumsviertel mit der neuen „Neuen Galerie“, den multimedialen Sammlungen, der Geologie & Paläontologie, Mineralogie und Zoologie. 2012 wird zudem noch das Naturkundemuseum ebendort eröffnet. Dort, wo jetzt noch die Neue Galerie ist, entsteht ein „Museum im Palais“, das der kulturhistorischen Sammlung gewidmet ist. „Wir liegen gut im Zeitplan und hoffen, dass auch durch den Wechsel im steirischen Kulturressort nichts dazwischenkommt“, sagt Pakesch. Wie berichtet, wird SP-Kulturlandesrat Kurt Flecker in Kürze durch Bettina Vollath ersetzt. Peter Pakesch: „Mit Flecker verlieren wir einen überzeugten Verbündeten.“
Das mit einem 19-Millionen-Euro-Budget ausgestattete, 350 Mitarbeiter zählende Joanneum rüstet wie auch die Landesmuseen in Oberösterreich, Wien, Salzburg oder Vorarlberg auf. „Da gibt es auch ein starkes neues Selbstvertrauen. Nachzügler sind bloß die Bundesländer Kärnten und Burgenland“, sagt Peter Pakesch, der morgen, Donnerstag, das neue Joanneum-Archäologiemuseum im Grazer Schloss Eggenberg eröffnen wird. Diese zweitgrößte archäologische Sammlung Österreichs umfasst mehr als 1200 Objekte, darunter ägyptische Mumien, griechische Keramiken und den Kultwagen von Strettweg.
Ein Lieblingsprojekt des Intendanten ist die Ausstellung „Warhol Wool Newman – Painting Real“, die am 26. September im Grazer Kunsthaus ihre Pforten öffnet: „eine populäre, nicht populistische Schau“.